„Die Wirbelsäule ist bei manchen Menschen das einzige Rückgrat“, sagt ein Sprichwort und bringt damit zum Ausdruck, dass Organe eben nicht nur Körperteile mit bestimmten physikalischen Funktionen sind, sondern mit seelischen Inhalten in Beziehung stehen. Der Volksmund weiß seit langem um diese Zusammenhänge, wenn er davon spricht, dass etwas „einem Menschen das Genick bricht“, jemand „Haltung bewahren“ muss oder „von Problemen gebeugt“ wird. Insofern lohnt es sich, bei Krankheitsbildern, die sich im Bereich des Bewegungsapparates abspielen, genauer hinzuschauen, was sie demjenigen, der unter ihnen leidet, sagen wollen. Das gilt auch für eine Arthrose.
Um die Sprache einer Krankheit entschlüsseln zu können, braucht es ein Wissen um die im Körper ablaufenden Vorgänge. Die organische Seite des Krankheitsbildes ist leicht zu verstehen: eine Arthrose ist nicht, wie die Arthritis, eine primär entzündliche, sondern eine degenerative Gelenkerkrankung. Ursachen sind Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen im Bereich des Gelenkknorpels, die aufgrund einer chronischen oder wiederkehrenden Überlastung der betroffenen Gelenke entstehen können. Das ist der Fall, wenn die Beanspruchung des Gelenkes größer ist als seine Belastbarkeit. Wie belastbar wiederum ein Gelenk ist, hängt neben Faktoren wie mechanischer Beanspruchung, genetischer Veranlagung und dem Ernährungszustand auch von der psychischen Situation des Patienten ab.
Eine Arthrose kann ein oder mehrere Gelenke befallen. Gelenkkopf und Gelenkpfanne sind von einer dünnen Knorpelschicht überzogen. Zwischen beiden Knorpelschichten befindet sich eine Flüssigkeit, die das Aufeinandergleiten der beiden Gelenkteile erleichtert (Gelenkschmiere). Wird der Gelenkkopf zu hart auf die Pfanne gedrückt, verschlechtert sich die Ernährung des Knorpels. Auch die Produktion der Gelenkschmiere nimmt ab. Der Knorpel wird rau und fasert auf, Abriebteilchen lösen sich und wandern in den Gelenkspalt ein; das Aufeinandergleiten von Kopf und Pfanne ist gestört. Der Körper will die Abriebteilchen mit Hilfe einer Entzündung auflösen, was bei den größeren Exemplaren meist nicht gelingt. Stattdessen greifen die Entzündungszellen auch die gesunde Knorpelschicht an. In der Folge degeneriert der Knorpel mehr und mehr, die Produktion der Gelenkschmiere nimmt ab, das Gelenk wird trockener und die Beschwerden bei Bewegung und Belastung nehmen zu.
Typische arthrotische Symptome sind Gelenkschmerzen zu Beginn einer Bewegung („Anlaufschmerz“), die zwar bei Beanspruchung des Gelenks langsam nachlassen, nach längerer Belastung jedoch wieder auftreten. Daraus kann sich im Laufe der Zeit ein ständiger Belastungsschmerz bis hin zum Dauerschmerz entwickeln, der auch in Ruhe und während der Nacht auftritt. Die Gelenke sind häufig geschwollen – vor allem in Phasen mit entzündlichen Schüben -, fühlen sich steif an und werden unbeweglicher. Der Bewegungsumfang verkleinert sich mehr und mehr. Bisweilen fühlt es sich für den Patienten an, als ob die Sehnen zu kurz wären. Manchmal tritt ein Arthroseschmerz nur oder vorwiegend bei bestimmten Bewegungsabläufen auf oder es kommt zu Einklemmungserscheinungen. Die Beschwerden sind häufig witterungsabhängig.
Ab dem 50. Lebensjahr finden sich bei jedem zweiten Menschen arthrotisch degenerierte Gelenke, die jedoch lange Zeit keine Beschwerden machen. In bestimmten Berufen steigt das Krankheitsrisiko. So sind Dachdecker und Bergleute besonders gefährdet; bei Fliesenlegern und Steinmetzen ist die Arthrose sogar als Berufskrankheit anerkannt. Ein erhöhtes Risiko entsteht auch durch Gewebeübersäuerung, Fehlstellungen im Skelett (ausgeprägte X- oder O-Beine, Hüftfehlbildungen), unbehandelte Meniskusverletzungen, schlecht verheilte Knochenbrüche, Leistungssport oder stärkeres Übergewicht über längere Zeit.
Arthrose als Folge von Verletzungen oder Fehlbelastung ist ein Fall für sich. Hier spielen psychosomatische Überlegungen eine untergeordnete Rolle. Doch bei den meisten Arthrosepatienten entsteht die Arthrose einfach so, primär oder „idiopathisch“, wie die Schulmedizin in solchen Fällen zu sagen pflegt.
Die Lokalisation arthrotischer Beschwerden ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Häufig sind Arthrosen in Hüft-, Knie- und Sprunggelenken. Diese Gelenke sind mechanisch am stärksten belastet, da sie den größten Teil des Körpergewichtes zu tragen haben. Aber auch Schultergelenke und Halswirbelsäule, die eher wenig Gewicht tragen müssen, können arthrotisch erkranken. Und viele Rückenbeschwerden haben weniger mit Bandscheibenvorwölbungen zu tun als mit einer arthrotischen Degeneration der kleinen Wirbelgelenke.
Die Lokalisation einer Arthrose kann im Einzelfall einen wichtigen Hinweis auf die dahinter liegenden seelischen Belastungen geben.
Wirbelsäule und Halswirbelsäule sind die Achse des Menschen. Die Halswirbelsäule ist die Drehachse des „Oberstübchens“. Kommt es hier zu Schmerzen, ist der Kopf zur Belastung geworden, Richtungsänderungen im Blickwinkel sind nicht mehr beschwerdefrei möglich. Manchmal sind es einseitige und wirklichkeitsfremde Ideen oder Weltanschauungen, die einem Menschen den Kopf verdrehen. Eine Halswirbelsäulenarthrose findet sich häufig bei Menschen, die zu Grübeleien neigen, sehr analytisch sind und zwischenmenschliche Konflikte vor allem auf der argumentativen Ebene zu lösen versuchen – ohne in ausreichendem Maße ihre eigenen Gefühle und die ihres Gegenübers wahrnehmen und in die Konfliktlösung integrieren zu können. Im selben Maße, wie solche Patienten lernen, auf ihren Bauch – als Gegengewicht zum Kopf – zu hören, also ihren eigenen Gefühlen und denen ihres Gegenübers einen größeren Spielraum zuzubilligen, können sich Schmerzen infolge einer Halswirbelsäulenarthrose bessern.
Wer unter Wirbelsäulenarthrose im Bereich der Brust- und Lendenwirbel leidet, kann sich mit den Fragen auseinandersetzen, ob es ihn schmerzt, sich für etwas gerade zu machen, wie es mit seiner Haltung zu den Dingen aussieht, ob er es zulässt, sich wie ein krummer Hund zu verhalten oder ob es nicht besser wäre, erhobenen Hauptes durch´s Leben zu gehen. Wie kein anderes Körperteil ist die Wirbelsäule ein Aufrichtigkeitsmesser erster Güte und spiegelt unsere innere Haltung zu den Dingen wider.
Für Knie- und Sprunggelenke gilt ähnliches, nur ist das Thema ein wenig anders gelagert. Mechanisch und symbolisch betrachtet stehen Hüftgelenke für die Möglichkeit des Ausschreitens. Mit diesen Gelenken macht der Mensch raumgreifende Fort-Schritte, vergrößert Reichweite und Aktionsradius. Hüftgelenke sind die Ausgangspunkte unserer Gehbewegungen und die Basis des äußeren Reisens. Wer an Hüftgelenkarthrose leidet, kann sich fragen, ob er vielleicht zu Ausschreitungen im Sinne von Übertreibungen neigt – oder, im Gegenteil, zu zaghaft ist und zu wenig Raum für sich beansprucht: in der Familie, am Arbeitsplatz, in seinen privaten und beruflichen Beziehungen. Wer sich einschüchtern und zurückdrängen lässt, kann ebenso eine Hüftgelenksarthrose entwickeln wie derjenige, der zu maßlosem Verhalten neigt und Grenzen „über-schreitet“. Hier ist sensibles Hineinspüren und gute therapeutische Begleitung gefragt, um ein möglichst objektives Bild von der tatsächlichen Lebenssituation zu bekommen und die richtigen Schritte zu einer neuen Ausbalancierung zu tun.
Im Unterschied zur Hüfte steht das Knie in einer inneren Beziehung zum Thema Demut. Knien ist in allen Weltreligionen die Demutsgeste schlechthin. Auch der Volksmund kennt diesen Zusammenhang, wenn er davon spricht, dass jemand in die Knie geht oder in die Knie gezwungen wird. Wer etwas über´s Knie bricht, demütigt eine Sache, indem er sich nicht die angemessene Zeit für sie nimmt.
Demut ist ein Begriff, der in Verruf geraten ist. Nicht zuletzt durch Demütigungen, wie sie von Machthabern und anderen Autoritäten, auch den Kirchen, in menschenverachtender Weise praktiziert worden sind. Das reicht vom Canossagang Heinrichs des Vierten bis zum Waterboarding in Guantánamo. Gedemütigt werden kann ein Mensch nur von einem anderen Menschen – es ist ein passives Geschehen. Hingegen ist die Fähigkeit, selbst und aus eigener Entscheidung gegenüber Menschen und Aufgaben Demut zu entwickeln, ein aktiver Prozess und ein Zeichen von Reife und Souveränität. Wer anderen Menschen oder seinen persönlichen Lebensaufgaben Demut entgegenzubringen vermag, zollt ihnen den Respekt, der ihnen zusteht. Diese Haltung ist heilsam. Darüber zu reflektieren lohnt sich für Patienten, die an einer primären Arthrose der Kniegelenke erkrankt sind.
Ein ganz anderes Thema wird von der Schulter symbolisiert. Wer breite Schultern hat, kann große Lasten tragen. Frauen schätzen starke Schultern zum Anlehnen. Wer einem Anderen die kalte Schulter zeigt, ist stark genug, sich von ihm unabhängig zu fühlen. Praktizieren mehrere Menschen den Schulterschluss, signalisieren sie der Außenwelt, dass sie bereit sind, zueinander und füreinander einzustehen. Zwei Menschen zusammen sind stärker als einer allein. Hängende Schultern hingegen drücken Resignation und Schwäche aus. Die Schultern und das zu ihnen gehörende Gelenk sagen viel darüber aus, ob ein Mensch genug Kraft entwickeln konnte, seine Belastungen zu tragen und letztlich zu bewältigen – oder ob er sie schon seit Jahren ungelöst mit sich herumschleppt. Wer starke Schultern und gesunde Schultergelenke hat, kann den großen Wurf wagen, einen großen Bogen spannen und über sich hinauswachsen – bildlich gesehen. Schulter(gelenk)erkrankungen engen den Bewegungsspielraum ein. Man kann keine weiten Kreise mehr ziehen, sondern nur noch enge. Menschen mit Schultergelenksarthrose sollten darüber reflektieren, von welchen Faktoren sie sich geschwächt, eingeengt und in ihren Entfaltungsmöglichkeiten behindert fühlen. Wer auf der Beziehungsebene seine Kreise ausweiten kann, braucht keine Schulterbeschwerden mehr, die ihn auf die Begrenztheit seiner Lebensumstände hinweisen.
Das Erstaunliche an einer Arthrose ist immer wieder die Beobachtung, dass die Schmerzhaftigkeit nicht in Relation zur Dicke der noch vorhandenen Knorpelschicht steht. Es gibt viele ältere Patienten mit Röntgenbildern, die im Gelenkbereich nur noch eine äußerst dünne Knorpelschicht zeigen. Trotzdem sind diese Patienten schmerzfrei. Bei Anderen ist die Knorpelschicht noch relativ dick, dennoch leiden sie unter heftigen Beschwerden. Schmerzen verhalten sich bisweilen ausgesprochen „unlogisch“. Wer therapeutisch arbeitet, kennt dieses Phänomen, viele Betroffene ebenfalls. Im seelisch ausgeglichenen Zustand sind sie beschwerdefrei, in psychischen Drucksituationen werden sie von heftigen Schmerzen geplagt – dabei hat sich, physikalisch betrachtet, an der Knorpeldicke nichts verändert. Ohne psychosomatische Aspekte überstrapazieren zu wollen, kann die bewusste Auseinandersetzung mit den seelischen Ursachen der Erkrankung ein wichtiger Teil jeder ganzheitlichen Arthrosetherapie sein. Die Lokalisation der Beschwerden an einem bestimmten Gelenk gibt auf diesem Weg manchmal wertvolle Hinweise.
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Jetzt abonnieren!„Bewegung ohne Belastung bis zum Schmerz“, lautet die Devise für Arthrosepatienten, was den für sie idealen Sport anbelangt. Sportarten, die das Gelenk belasten, wie Joggen, Tennis oder Squash, sind bei Arthrose nicht nur ungeeignet, sondern können das Krankheitsbild verschlimmern. Förderlich ist regelmäßiger Ausdauersport, der die Gelenke gleichmäßig anregt, ohne sie mit Gewicht zu belasten, z. B. Schwimmen, Radfahren und Gymnastik. Grundsätzlich gilt: Wenn nach einer Weile sportlicher Betätigung Gelenkschmerzen auftreten, sollte man aufhören.
Gelenkbewegung regt die Produktion von Gelenkflüssigkeit an. Das ist für ein arthrotisches Gelenk besonders wichtig, funktioniert bei einem Arthrosepatienten meist aber nur noch bis zu einem gewissen Punkt. Ist dieser Punkt erreicht, z. B. nach einer viertel, halben oder ganzen Stunde, sollte man mit dem Sport aufhören, um das Gelenk nicht zu überlasten.
© Margret Rupprecht
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