Für die menschliche Nase gibt es manch spöttische Bezeichnung, vor allem, wenn sie auffällig geformt ist. Man nennt sie gerne Rüssel, Riecher, Kolben, Gesichtserker oder manchmal auch – Zinken. Dieses wenig schmeichelhafte Synonym steht in enger etymologischer Verwandtschaft mit dem chemischen Element Zn, genannt Zink. Beide haben sich aus dem mittelhochdeutschen Zinke entwickelt, was so viel wie Zahn, Zacke bedeutet. Erzgießer hatten nämlich beobachtet, dass sich Zink in den Öfen während des Erstarrens in Zackenform absetzt. Das Aussehen des Metalls stand Pate für seinen Namen.
Ohne Zink läuft im Körper fast nichts. Das Metall ist ein „Multitalent“ wie kaum ein anderes. Zink ist an etwa 300 enzymatischen Reaktionen beteiligt, an der Synthese von Enzymen ebenso wie auch an ihrer katalytischen Funktion. Als Antioxidans schützt es die Zellen vor Schädigungen durch freie Radikale, als Schwermetall-Gegenspieler wirkt es Vergiftungen durch Cadmium, Blei, Nickel u. a. entgegen – und an zentralen Immunreaktionen ist es ebenso beteiligt wie an der Regulierung von Entzündungsprozessen und der Ausbalancierung des Säure-Basen-Haushalts. Zink steuert die Freisetzung von Neurotransmitter-Substanzen und spielt eine wichtige Rolle bei der Zellteilung. Der Auf- und Abbau der Nukleinsäuren DNS und RNS ist nicht möglich ohne ein ausreichendes Vorhandensein von Zink. Viele Enzymsysteme reagieren auf einen Zinkmangel mit einem deutlichen Aktivitätsabfall. So kann es zu einer vermehrten Natrium- und Wasserausscheidung kommen, zu mangelndem Abbau von Alkohol, Problemen bei der Eiweißverdauung, Chronifizierung von Infekten und Hormonstörungen. Zink ist zentraler Bestandteil für den Stoffwechsel von Geschlechtshormonen, Schilddrüsenhormonen, Wachstumshormonen, Insulin und Prostaglandinen.
Ein Zinkmangel ist labordiagnostisch nur schwer nachzuweisen. Aufschlussreicher ist eine Haarmineralanalyse. Zink ist Bestandteil von Strukturproteinen im Haar, die auf diese Weise ein relativ zuverlässiges Bild der Versorgungslage in den letzten Wochen und Monaten wiedergeben. Doch auch hier zeigen sich von Mensch zu Mensch starke Schwankungen.
An einen Zinkmangel kann man denken, wenn es zum Beispiel bei ansonsten gesunden Frauen mit Kinderwunsch nicht zu einer Schwangerschaft kommt, ferner bei starkem diffusen oder kreisrunden Haarausfall, weißen Flecken auf den Fingernägeln, schlechter Haut (Ausschläge, Pusteln, Verhornungen, verlangsamte Wundheilung), Infektanfälligkeit, gestörten Schleimhautfunktionen wie Durchfall, Herabsetzung der Sinnesempfindungen bei Geruch und Geschmack, Nachtblindheit, Appetitlosigkeit sowie Wachstumsverzögerungen und verspätete sexuelle Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Auch zahlreiche Erkrankungen des Zentralnervensystems wie Depressionen, Psychosen, Schizophrenien, Lethargie, Aggressivität, Hyperaktivität und Lernschwächen können unter anderem auch einen chronischen Zinkmangel zur Ursache haben.
Risikogruppen für einen Zinkmangel sind Diabetiker, Allergiker, Neurodermitiker, Psoriasiskranke, Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen, Menschen in der Rekonvaleszenz, Sportler, Schwangere und stillende Mütter, ferner Kinder in den Wachstumsphasen und Senioren. Bei ihnen sollte der behandelnde Arzt oder Heilpraktiker grundsätzlich ein Auge darauf haben, dass sie ausreichend mit Zink versorgt sind.
Die allgemeine Zufuhrempfehlung der Weltgesundheitsorganisation und der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik beträgt 12 – 15 mg Zink pro Tag für Erwachsene und 25 mg in Schwangerschaft und Stillzeit. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hingegen empfiehlt nur 10 mg Zink/Tag für einen erwachsenen Menschen. Diese Mengen gelten im Wesentlichen für Gesunde. Im Krankheitsfall und in Ausnahmesituationen wie Schwangerschaft und Stillzeit sind höhere Dosierungen erforderlich.
Zinksupplemente enthalten den Mineralstoff meistens in Form anorganischer Salze oder als Komplexe mit organischen Säuren und Aminosäuren, z. B. als Zink-Oxid, Zink-Carbonat, Zink-Sulfat, Zink-Gluconat, Zink-Orotat, Zink-Aspartat oder Zink-Histidin.
Tierische Produkte stellen besonders gute Zinkquellen dar; an der Spitze stehen Leber, Austern, Rind- und Kalbfleisch. Dass Zinksubstitution heute wichtiger ist als noch vor dreißig oder vierzig Jahren, hat auch folgenden Grund: die Rückläufigkeit des Fleischkonsums. Zwar enthalten zahlreiche Lebensmittel Zink, darunter auch Gemüse und Getreide, doch kann man vom reinen Mineralstoffgehalt eines Nahrungsmittels keine Rückschlüsse auf seine Nutzbarkeit als Zinkquelle ziehen. Denn gerade bei Zink ist die Nahrungszusammensetzung für die Resorption des Minerals ganz entscheidend. Experimente haben gezeigt, dass Zink aus Fleisch zu 68 % der darin enthaltenen Zinkmenge resorbiert wird, aus Weizen hingegen lediglich nur zu 18 %. Zink ist aus pflanzlichen Nahrungsquellen deshalb so schlecht verfügbar, weil Phytate vom Typ des Inositol-penta- bzw. –hexaphosphates mit Zink im Darm schwerlösliche und nicht resorbierbare Zink-Phytat-Komplexe eingehen. Neben den Phytaten verschlechtern auch Oxalat und Tannine die Zinkaufnahme. Vegetarier und Veganer nehmen mit der Nahrung täglich etwa 2,5 Gramm Phytinsäure auf. Wer also wenig Fleisch und viel Gemüse isst, tut zwar eine Menge Gutes für seine Basenversorgung, geht aber latent das Risiko einer chronischen Unterversorgung mit Zink ein. Gerade bei Vegetariern und Veganern ist es manchmal nötig, Zink zu substituieren, damit ihre Enzymsysteme ausreichend mit diesem wichtigen Mineralstoff versorgt werden.
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