Burnout-Syndrom

„Raste nie, doch haste nie, sonst haste die Neurasthenie!“ schrieb der Gesellschaftskritiker Otto Erich Hartleben vor mehr als hundert Jahren und beschrieb damit heiter-poetisch, dass Stress sowohl durch zu viel als auch durch zu wenig Belastung bedingt sein kann. Die chronische Überforderung wie auch die chronische Unterforderung belasten die Psyche und können neurasthenische Symptome hervorrufen – heute moderner als „Burnout“ bezeichnet. Sie sind eine Anfrage an das Individuum, seine Lebensgestaltung im Privaten und Beruflichen zu überdenken. Wer seine Krankheitssymptome nicht als lästiges Übel ansieht, sondern als wichtige Mitteilungen seiner Seele, kann das Gefühl des Erschöpftseins als biografische Herausforderung betrachten, die zwar erst einmal Kopfzerbrechen bereitet und möglicherweise schwierige Entscheidungen einfordert, dem „Leben danach“ aber einen größeren Reichtum und eine höhere Qualität verleiht. Auf die Frage „Was läuft falsch?“ gibt es bei Burnout immer eine Antwort.

Burnout-Syndrom: So entsteht es

Für die naturheilkundliche Behandlung des Burnout-Syndroms ist es hilfreich, sich den Krankheitsprozess bildlich vorzustellen. Spricht man vom Ausgebranntsein, liegt das Bild einer Kerze nahe, deren Docht verglüht, weil das Wachs aufgebraucht ist. So wie der Kerze mit dem Wachs der Energievorrat ausgegangen ist, fehlt dem Burnout-Patienten die seelische Kraft, um sich ausgeglichen zu fühlen und seinen Alltag erfolgreich zu meistern. Dieser Zustand ist bei manchen Patienten derart ausgeprägt, dass auch bewährte Energielieferanten wie Schlaf und Essen die Gefühle von Abgeschlagenheit, chronischer Müdigkeit, Angst und depressiver Verstimmung kaum noch bessern können. Nicht nur die Energiereserven sind aufgebraucht – auch die üblichen Regenerationsmechanismen funktionieren nicht mehr. Man hat das Gefühl, nicht mehr genug leisten zu können, hinter den Anforderungen zurück zu bleiben und dem Leben nicht mehr gerecht zu werden.

Burnout: Ursachen

Mögliche Ursachen gibt es viele. Die Energielecks sind manchmal im Privaten zu finden, oft im Beruflichen, aber sehr oft zunächst nicht bewusst. Lieblosigkeit und Sprachlosigkeit in Partnerschaft und Familie oder eine chronische Überlastung oder Unterforderung bei den beruflichen Aufgaben sind schmerzhafte Themen, die nur langsam ins Bewusstsein gelassen werden können. Eine Psychotherapie kann helfen, unbewältigte Lebenskrisen und belastende Kompromisse aufzudecken und einer Lösung zuzuführen. Auf diesem Weg ist es hilfreich, sich im Rahmen des Möglichen für eine gewisse Zeit aus den Konfliktfeldern herauszuziehen und sich ganz bewusst mehr Ruhe zum Nachdenken zu nehmen. Wer sein Unbewusstes nicht länger mit Aktivismus zuschüttet, sondern ihm Raum gibt, sich zu entfalten, wird von seiner Seele jene Signale bekommen, die ihm aus seiner Lebenskrise wieder heraushelfen. Das braucht Zeit und manchmal auch schmerzliche Entscheidungen, z. B. eine existentielle Auseinandersetzung mit sich selbst und mit dem Partner, vielleicht auch eine Trennung, die Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit oder einen Stellenwechsel. Gelegentlich sind die Lösungen aber auch ganz einfach wie z. B. bei einem Mann, der sich einen vor Jahren wurzelbehandelten Zahn ziehen ließ und dessen vegetative Belastungssymptome innerhalb eines Monats völlig verschwanden. Es gibt äußeren Stress, aber es gibt auch inneren, „hausgemachten“. Dazu gehören zum Beispiel Zahnherde, chronische Entzündungen, chronische Fehlernährung, Genußmittelmissbrauch oder ein Mangel an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen. Die Ursachen, die einen Menschen in das Gefühl des Ausgebranntseins treiben können, sind vielfältig, und die Suche nach ihnen erfordert bisweilen einen geradezu kriminalistischen Spürsinn.

Ein Burnout-Syndrom tritt oft nach monate- oder jahrelangen Überlastungen auf – manchmal von einem Tag auf den anderen – oder es entwickelt sich als Reaktion auf tiefgreifende Lebensveränderungen wie z. B. Krankheit, Trennung und Scheidung, einen Todesfall in der Familie, Umzug, Arbeitsplatzverlust und ähnliche, schwer zu verarbeitende Lebensereignisse.

Burnout: Symptome

Typisch für einen Burnout sind eine gedrückte Stimmung, Freud- und Interesselosigkeit, Antriebslosigkeit sowie eine Verminderung von Aktivität, Konzentrationsfähigkeit und Appetit. Bereits kleine Anstrengungen machen müde, schlafen kann der Patient aber meist trotzdem nur schlecht: die Einschlafzeit ist verlängert, es kommt zu schlechtem Durchschlafen und frühem Erwachen. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen nehmen ab; man fühlt sich zu nichts mehr nutze. Oft entwickeln sich Schuldgefühle oder Gedanken über die eigene Wertlosigkeit. Die gedrückte Stimmung kann über Tage, Wochen und sogar Monate anhalten. Betroffene verlieren das Zutrauen zu sich selber. Auch über schöne Ereignisse können sie sich kaum noch freuen. Am Vormittag ist das Tief („Morgentief“) besonders ausgeprägt. Häufig kommt es zu vegetativen Herzbeschwerden wie starkem Herzklopfen, Herzrasen, Störungen des Blutdrucks, Ohnmachtsneigung und Schweißausbrüchen, oft gekoppelt mit Panikattacken. Auch Störungen im Verdauungstrakt können sich einstellen wie chronische Magenbeschwerden, Verstopfung oder häufige Durchfälle.

Bei länger dauerndem Burnout kann es zu Gewichtsverlust und Libidoverlust kommen. Betroffene ziehen sich zurück, pflegen ihre sozialen Kontakte immer seltener und werden anfälliger für körperliche Erkrankungen.

Burnout: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

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© Margret Rupprecht

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