Antibiotikatherapie beim Kind –

Wann brauchen kranke Kinder ein Antibiotikum und wann ist es verzichtbar?

Es beginnt mit einer Geschichte …

Vor hundert Jahren hatte ein französischer Militärarzt beobachtet, dass die in einem Militärhospital beschäftigten arabischen Stallknechte die Sättel für die Pferde in einem dunklen, feuchten Raum aufbewahrten, um auf ihnen die Bildung von Schimmelpilzen zu fördern. Gefragt, warum sie das täten, antworteten die Stallburschen, dass dadurch die Wunden, die durch das Scheuern des Sattels an Gesäß und Oberschenkeln entstünden, schneller abheilen würden.

Das Wort Antibiotikumleitet sich vom griechischen anti – gegen und bios – Leben ab. Denn man hatte beobachtet, dass antibiotisch wirksame Substanzen, allen voran das aus Schimmelpilzen gewonnene Penicillin, über die Fähigkeit verfügen, Bakterien das Leben schwer zu machen: sie können die Teilung von Bakterien blockieren und sie so an ihrer Vermehrung im Körper hindern – oder sie töten Bakterien gleich ab, z. B. indem sie deren Zellwand auflösen.

Die Entdeckung von Stoffen mit antibakterieller Wirksamkeit war ein Meilenstein in der Geschichte der Medizin und hat bis heute Millionen Menschen, die an schweren Infektionen erkrankt waren, das Leben gerettet.

Antibiotikagabe sorgfältig abwägen

Aber vieles, was wirkt, hat auch Nebenwirkungen. Zwar werden manche Antibiotika gut vertragen, doch entwickeln Patienten manchmal Allergien oder Resistenzen gegen die antibiotisch wirksamen Substanzen. Außerdem töten Antibiotika oft nicht nur die krankmachenden, sondern auch die nützlichen Bakterien ab, vor allem die natürliche Bakterienflora im Darm. Durchfälle und Pilzinfektionen – Indikatoren für ein geschädigtes Darmimmunsystem – können die Folge sein. Manchmal dauert es Monate, bis Patienten die Nebenwirkungen einer Antibiotikatherapie überwunden haben. Es ist also Vorsicht geboten. Bei lebensbedrohlichen Infektionen, stark geschwächter Abwehrlage und zur Verhinderung von irreversiblen Spätschäden bleiben Antibiotika unverzichtbar. Doch in der Behandlung von Bagatellerkrankungen wie Schnupfen und Bronchitis sowie bei normal verlaufenden Kinderkrankheiten ist man besser beraten, wenn man auf sie verzichtet – und stattdessen z. B. das Darmimmunsystem stärkt (siehe unten: Praktische Tipps).

Schnupfen und Bronchitis werden zudem in den weitaus häufigsten Fällen von Viren ausgelöst. Gegen sie richtet ein Antibiotikum ohnehin nichts aus, da es nur das Ausbreiten von Bakterien verhindern kann. Hier ist eine Antibiotikagabe also völlig nutzlos.

Die Antikörperbildung des kindlichen Immunsystems unterstützen

Eltern reagieren verständlicherweise sehr besorgt, wenn ein Kind stark erkältet ist, Fieber über 39 Grad entwickelt oder eine Kinderkrankheit bekommt. Doch ist Angst manchmal ein schlechter Ratgeber. Wer den Kinderarzt zu schnell um ein Antibiotikum bittet, tut dem Kind nicht unbedingt einen Gefallen. Denn Kleinkinder müssen vor allem eines lernen: Infekte aus eigener Kraft zu überwinden. Man sollte ihrem Immunsystem diese Arbeit nicht abnehmen, indem man die Bakterienzahl mit Hilfe eines Antibiotikums von außen reduziert. Kinder, die immer wieder mit Antibiotika behandelt werden, entwickeln häufig keine stabile Immunität und bleiben auch im Erwachsenenalter überdurchschnittlich infektanfällig. Ihr Immunsystem hatte einfach zu wenig Gelegenheit zum „Üben“. Denn: Überwindet ein Kind eine Infektion aus eigener Kraft, bildet sein Organismus Antikörper und Gedächtniszellen gegen den Erreger. Kommt das Kind dann ein zweites Mal mit demselben Erreger in Kontakt, wird es gesund bleiben, weil Antikörper und Gedächtniszellen die eindringenden Bakterien sofort erkennen und unschädlich machen, bevor diese sich im Körper ausbreiten können. Gibt man aber ein Antibiotikum, wird die Bildung von Antikörpern und Gedächtniszellen blockiert. Die Folge: Das Kind erkrankt bei jedem neuen Kontakt mit diesem Erreger ein weiteres Mal.

Das kindliche Immunsystem fordern

Eltern sind in guten Händen, wenn sie einen Heilpraktiker bzw. einen Kinderarzt mit naturheilkundlicher Zusatzausbildung aufsuchen. Dann können sie sicher sein, dass die Ausreifung des Immunsystems bei ihrem Kind nicht durch gedankenlose und vorschnelle Antibiotikagabe blockiert wird. Es klingt zwar hart, ist  langfristig aber klüger: kleine Patienten müssen lernen, mit einer Krankheit zu kämpfen, sie auszuhalten und aus eigener Kraft zu überwinden. Das macht sie stark – auch als Persönlichkeit. Oft lässt sich beobachten, dass Kinder, die eine schwere Erkältung oder eine Kinderkrankheit aus eigener Kraft überwunden haben, im Anschluss einen enormen Entwicklungssprung machen. Auf einmal lernen und beherrschen sie Fähigkeiten, die ihnen vorher partout nicht beizubringen waren. Es scheint, als hätte die Auseinandersetzung mit der Krankheit auch ihre seelischen und geistigen Möglichkeiten erweitert. Eltern sollten ihre Angst deshalb aushalten lernen und dem Kind Raum geben, sich der Auseinandersetzung mit der Krankheit zu stellen. Es ist schwer zu ertragen, ein Wesen leiden zu sehen, das man liebt, ebenso wie es aus der Mode gekommen ist, Kindern auch Härten zuzumuten. Doch für eine gesunde körperliche und seelische Entwicklung ist es unverzichtbar. Außerdem: Kinder sind zäh – viel zäher als man glaubt. So schnell passiert ihnen nichts. Das gilt umso mehr, je besser ihr Allgemeinzustand ist. Kinder, die regelmäßig frisches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan haben und deren Süßigkeitenkonsum – streng! – kontrolliert wird, überstehen die üblichen Kinderkrankheiten ebenso problemlos wie eine starke Erkältung. Man muss allerdings darauf bestehen, dass sie im Bett bleiben und sich schonen.

Keine Regel ohne Ausnahme!

Bei diesem Thema sind es drei: BAKTERIELLE HIRNHAUTENTZÜNDUNGEN müssen sofort mit Antibiotika behandelt werden, um Spätschäden am Gehirn zu verhindern. FIEBERHAFTE HARNWEGSINFEKTE dagegen sollte man zunächst ohne Antibiotika behandeln. Steigt das Fieber jedoch über 40 Grad oder ist nach zwei Tagen immer noch keine Besserung in Sicht, kann ein Antibiotikum notwendig werden, um irreversiblen Nierenschäden vorzubeugen. Hat das Kind Blut im Urin und empfindet ein leichtes Klopfen im Rücken in Höhe der Nieren als schmerzhaft, muss sofort der Kinderarzt aufgesucht werden.

Und drittens: SCHARLACH. Nur wenn ein Kind ihn aus eigener Kraft überwunden hat, besitzt es eine dauerhafte Immunität. Viele kleine Patienten, deren Scharlach immer gleich mit Antibiotika behandelt wurde, erkranken mehrmals an dieser nicht ungefährlichen Kinderkrankheit, bei der auch Herz, Nieren und Gelenke geschädigt werden können. Beim Scharlach müssen Eltern daher zusammen mit dem Kinderarzt sehr genau beobachten, ob und wann der Zeitpunkt kommt, an dem doch noch ein Antibiotikum gegeben werden muss. Spätschäden lassen sich verhindern, wenn das scharlachkranke Kind drei Wochen Bettruhe einhält. Diese Kinderkrankheit braucht überdurchschnittlich viel Zeit, um ohne Komplikationen auszuheilen.

Praktische Tipps zur Selbstbehandlung von leichten Infekten beim Kind

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©  Margret Rupprecht

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