Magenbeschwerden

„Wohl gibt es Fürsten, die nach Wahrheit dürsten; doch wenigen ward ein so gesunder Magen, sie zu vertragen“ schrieb der Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt im 19. Jahrhundert. Und tatsächlich haben Magenprobleme viel mit dem Thema Wahrheit zu tun, wenn auch weniger im philosophischen als im faktischen Sinne. Denn sie ranken sich um die Frage, ob ein Mensch sich wirklich gesund „ernährt“ – und zwar kulinarisch wie psychisch. Magenschmerzen, seien sie funktionell oder organisch bedingt, haben viel damit zu tun, welche Lebensmittel jemand zu sich nimmt und ob er seit Jahren auch im übertragenen Sinne zu vieles „schluckt“, das ihm eigentlich zuwider ist. Der Magen ist ein nicht zu unterschätzendes psychosomatisches Projektionsfeld und präsentiert demjenigen, den er zwickt, einige unangenehme Wahrheiten über ungesunde Ernährungsweisen und psychische Verdrängungen. Dann braucht es nicht nur gute Heilmittel, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Frage: Wie lebe ich eigentlich? Welche Qualität haben die Nahrungsmittel, die ich esse? Welche Lebensmittel und Lebensumstände bekommen mir, welche nicht? Welche Gefühle sollte ich besser aussprechen statt sie immer wieder zu „schlucken“? Chronische Magenbeschwerden sind ein gutes Beispiel dafür, wie sehr eine Krankheit einen Menschen auf sich selbst zurückwirft und ihn zur Auseinandersetzung ermuntert. Nimmt er sie an und stellt sich ihr, wird er nach überstandener Erkrankung gesünder und bewusster sein als zuvor.

 

Magenbeschwerden: Ursachen und Symptome

Die Medizin bezeichnet Oberbauchbeschwerden, die länger als drei Monate andauern, ohne dass organische Ursachen gefunden werden können, mit dem Begriff der Funktionellen Dyspepsie. Umgangssprachlich hat sich auch der Name Reizmagen eingebürgert. In Deutschland klagt jeder Dritte über gelegentliche Magenbeschwerden, doch nur einer von vier Patienten geht zum Arzt. In der Hälfte der Fälle bleiben die Untersuchungen beim Hausarzt oder Gastroenterologen ohne Befund. Dennoch machen alle Magenbeschwerden, die sich nicht innerhalb weniger Tage bessern, grundsätzlich einen Besuch beim Hausarzt erforderlich, um schwerere Erkrankungen frühzeitig feststellen bzw. ausschließen zu können.

Als mögliche Ursachen für wiederkehrende Magenbeschwerden werden eine herabgesetzte Magenperistaltik, Veränderungen in der Schmerzempfindung des Magens oder subakute bis chronische Magenschleimhautentzündungen infolge einer Helicobacter-pylori-Infektion diskutiert.

Die Beschwerden reichen von Schmerzen hinter dem Brustbein, saurem Aufstoßen, Mundtrockenheit und Mundgeruch, Zungenbrennen, Schluckbeschwerden, Kloßgefühl im Hals, Schmerzen und Druckgefühlen im Oberbauch, nächtlichen Magenschmerzen, Appetitverlust, schnell eintretenden Völle- und Sättigungsgefühlen, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Oberbauchkrämpfen und Blähungen. Bei vielen Patienten lassen sich Störungen im Bereich der Magen-Darm-Peristaltik nachweisen, weshalb die Schulmedizin meist mit sog. Prokinetika arbeitet. Dabei handelt es sich um Medikamente, welche die Vorwärtsperistaltik im Magen-Darm-Bereich anregen. Mit diesen Mitteln bessern sich die Beschwerden zwar in zwei Dritteln der Fälle, kommen aber mit großer Zuverlässigkeit zurück, sobald der Patient die Prokinetika absetzt.

Magenbeschwerden: Seelische Ursachen?

Das Wissen um den meist „nur“ funktionellen Charakter ihrer Beschwerden, wirkt auf viele Patienten erst einmal beruhigend, wenn es die Symptome auch nicht beseitigt. Für ein tieferes Verständnis des Beschwerdebildes Reizmagen braucht es auch den Blick auf die aufrechterhaltenden seelischen Ursachen der Erkrankung.

Ein gesunder Mensch spürt die Magenverdauung nicht. Treten im Oberbauch Druck, Unwohlsein und Schmerzen auf, sind die Ursachen oft chronische Sorgen, Stress und verdrängte Konflikte. Magenbeschwerden können Ausdruck einer sog. larvierten („versteckten“) Depression oder von Angststörungen sein. Chronisch Magenkranke erkennt man oft an den vertieft gestreckten Falten zwischen Nase und Mund und einem gräulich-blassen Hautteint.

Soziale und berufliche Kränkungen können sensiblen, aber auch seelisch robusten Menschen heftig auf den Magen schlagen. Männer sind von Magenproblemen häufiger betroffen, vor allem bei ehrgeizigem Karrierebestreben und dem Fehlen einer ausgleichenden Privatsphäre. Der Reizmagen-Patient tut oft vieles, um Anderen zu gefallen bei gleichzeitig vorhandenen, aber unterdrückten Geborgenheitswünschen. Er neigt zu vorauseilendem Gehorsam, ist aber andererseits schnell beleidigt und sauer, wenn seine eigenen Wünsche nicht so erfüllt werden, wie er sich das vorstellt. Er tut sich oft schwer, seine Emotionen zu zeigen (von lateinisch emovere, emotio = heraus bewegen) und ist konfliktscheu aus Angst vor Nachteilen, wenn er zeigen sollte, was er fühlt und denkt.

Wenn Reizmagen-Patienten sich diese Zusammenhänge selbstkritisch bewusst machen, Ärger zeigen lernen, wo er angebracht ist, Emotionen stärker zulassen und zum Ausdruck bringen, ist das schon die halbe Therapie. Für Magenpatienten gilt auf der Ebene des Psychischen die Regel: von nun an nichts mehr schlucken, was man zum Kotzen findet! Konflikte sollten ausgesprochen, bearbeitet und im Rahmen des Möglichen gelöst werden. Stressreduktion und ein Gleichmaß zwischen Arbeit und Ruhe bessern die Beschwerden ebenfalls.

Magenbeschwerden: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

 

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© Margret Rupprecht

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