Stiefmütterchen (Viola tricolor)

Heilpflanze für die Behandlung von Krankheitsbildern der Haut

Wer unsere Alltagssprache genau betrachtet, wird eine interessante Beobachtung machen: Es gibt kaum ein Organ – das Herz vielleicht ausgenommen –, zu dem der Volksmund derart viele Sprichwörter und Redewendungen entwickelt hat wie zum Organ Haut. Einige Kostproben: Jemand hat eine dünne Haut oder ein dickes Fell. Er ist eine ehrliche Haut oder trägt seine Haut zu Markte. Er will aus der Haut fahren, kann aber nicht aus seiner Haut. Ein zartbesaitetes Wesen zeigt eine vornehme Blässe oder errötet vor Scham. Die Haut ist ein Spiegel der seelischen und körperlichen Innenwelt, verrät psychische Abläufe und Reaktionen und bildet mit ihren Reflexzonen eine Projektionsfläche für innere Organe. Haut ist Wahrnehmungsorgan für liebevolle Zuwendung (Zärtlichkeit) oder Verletzung (körperliche Gewalt). Haut ist die Grenze zwischen Innen und Außen, Ich und Nicht-Ich, die das Innere zusammenhaltende Hülle, deren Außenseite sich der Welt präsentiert als fleischgewordenes „Das bin ich!“. Hautunreinheiten können ein Indikator für Stoffwechselbelastungen sein, und die psychosomatische Medizin kennt die Haut als Brennpunkt für Ambivalenzkonflikte zwischen Innen- und Außenwelt, die sich abbilden in den vielfältigen Spielarten mancher Hautkrankheiten, insbesondere der Neurodermitis.

Stiefmütterchen: zart, aber raffiniert!

Stiefmütterchen ist eine ein- bis zweijährige, selten mehrjährige Pflanze von 20 – 30 cm Höhe und aufrechtem, selten niederliegendem Wuchs. Die Farbe der Blüten ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von rein gelb über blau, violett, gemischtfarbig bis hin zu purpurnen mit schwärzlichen Strichen auf den drei unteren Kronblättern. Viola tricolor blüht von April bis Oktober.

Stiefmütterchen ist trotz seiner auf den ersten Blick bescheidenen Ausstrahlung mit vielen „Extras“ geschmückt, z. B. Anhängseln an Kelchblättern, Sporn des unteren Kronblattes, Haarkranz im Schlund der Hauptkrone, Staubblätter mit aufgeblätterter Struktur und kolbenförmigen Fortsätzen, Narbe mit seltsamem Becher, kompliziert zerteiltes Blatt mit auffälligen Nebenblättern, allerorten kein regelmäßiger Aufbau. Viola tricolor ist die einzige Veilchenart, die nicht einfarbig (meist blau) gefärbt ist. Sie gilt eigentlich als eher unscheinbares kleines Blümchen. Um so mehr verwundern die vielen „Accessoires“ in der Pflanzengestalt. Da ist auf der einen Seite die empfindsame, zarte Gestalt der Pflanze mit ihren weichen Blüten, deren milder Glanz an die Pfirsichhaut kleiner Kinder erinnert. Der Bau von Blüten und Blättern hingegen treibt ein wahres Verwirrspiel mit dem Betrachter. Man bekommt fast den Eindruck, als handele es sich dabei um schmückende kosmetische Tricks, als wenn die Pflanze mit ihrer äußeren Erscheinung von ihrer inneren Empfindsamkeit und Verletzlichkeit ablenken möchte.

Stiefmütterchen: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

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© Margret Rupprecht

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