Thymian (Thymus vulgaris)

Heilpflanze gegen Bronchitis und Erkältungskrankheiten infolge einer Unterkühlung

Alles in der Natur folgt den Gesetzen der Natur. Das ist an der Wirkungsweise von Thymus vulgaris gut zu erkennen, denn Thymian ist eine Heilpflanze, deren Wesen in enger Verbindung steht zum Gesetz der Polarität. Die Philosophiegeschichte verstand im Laufe der Jahrhunderte unter Polarität das Auseinandertreten einer Kraft in zwei entgegen gesetzte und zur Wiedervereinigung strebende Wirkungen. Auch seelische und körperliche Gesundheit ist vor allem dann zu erreichen, wenn es gelingt, sich in der goldenen Mitte zwischen zwei Polen zu halten. Das Abgleiten ins eine oder andere Extrem wird oft zur Ursache der Krankheitsentstehung. Zu viel Hitze kann ebenso krank machen wie zu viel Kälte.

Hier liegt ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis des Thymians: Seine intensiven Wärmequalitäten verfügen über die Fähigkeit, einen Menschen, der seelischer oder körperlicher Kälte ausgesetzt war und dadurch krank geworden ist, wieder in die gesunde Mitte zwischen warm und kalt  und das ihm entsprechende „Temperaturmaß“ zurückzuführen.

Thymian spendet intensive Wärme

Ob eine Pflanze mehr kühlenden oder wärmenden Charakter besitzt, wird bei der Betrachtung ihrer äußeren Gestalt erkennbar: Wärme ist Energie. Damit eine Pflanze Wärme abgeben kann, muss sie die dafür nötige Energie zuvor in sich gesammelt und gespeichert haben. Dies geschieht durch harte, kompakte und verdichtete Formen, wie sie z. B. bei Rosmarin und Thymian deutlich zutage treten: Die Blätter sind schmal und fest, die Stängel verholzt. Eine Pflanze von hohem Wärmegrad hat wenig Weiches in ihrer Gestalt, sondern wirkt in ihrer stofflichen Erscheinungsform konzentriert, d. h. sie hat ein hohes Maß an Energie gespeichert. Diese Energie kann sie später, nach schonender Aufbereitung zur Arznei, für die Erwärmung des unterkühlten Organismus zur Verfügung stellen.

Die durchwärmende Wirkung des Thymians lässt sich am eindrucksvollsten erfahren, wenn man ein wenig ätherisches Thymianöl auf die Zunge gibt und schluckt. Dann breitet sich ein mildes, lange anhaltendes Wärmegefühl aus. Es ist kein heftiges und strohfeuerähnliches Brennen, das sich rasch wieder legen würde, sondern eine gleichmäßige, tiefe und tragende Erwärmung, die sich im ganzen Brustkorb ausbreitet, Lunge und Magen energetisiert und wie die Glut eines Bullerofens eine angenehme, intensive, jedoch in keiner Weise als zu heiß oder „verbrennend“ empfundene Hitze ausstrahlt.

In diesem Zusammenhang ist eine weitere etymologische Betrachtung interessant: Die Thymusdrüse hinter dem Brustbein und die Heilpflanze Thymus vulgaris leiten sich beide vom altgriechischen Wort thymos ab. Das Wort ist eine in Sprache gebrachte Form von Energie. Seine Bedeutung ist außergewöhnlich vielfältig und reicht von Leben, Lebenskraft, Wille, Lust, Drang, Trieb und Verlangen über Gemüt, Gefühl und Herz bis hin zu Mut, Tapferkeit, Zuversicht und Leidenschaft. Letztlich bezeichnet es alle Empfindungen, die sich nach menschlichem Gefühl im Brustkorb abspielen. Dahinter befindet sich ein tiefer Sinn: Wenn ein Mensch sich unterkühlt hat, holt er sich eine Erkältung, z. B. in Form einer Bronchitis, einer Kältekrankheit im Brustkorb. Hat er auf der psychischen Ebene „Kälte“ im übertragenen Sinne, in Form von Ablehnung, Verurteilung oder Ausgrenzung erfahren, reduziert das seine Lebenskraft und lässt seinen Mut und seine Zuversicht sinken. Thymus vulgaris erwärmt nicht nur die erkälteten Bronchien, sondern vermittelt auch nach „seelischer Unterkühlung“ wieder neue Energie, so dass sich Mutlosigkeit in Zuversicht und eine seelische Schwächung in Lebenskraft zurückverwandeln können.

Thymian in der Medizingeschichte

Bereits Hippokrates erwähnt den Thymian in seinen Werken; auch bei Galenus, Aetius und Dioskurides wird die Arzneipflanze genannt. Da Thymus vulgaris in den deutschen Heilpflanzenlisten des 9. Jahrhunderts fehlt, muss man davon ausgehen, dass er vermutlich erst im 11. Jahrhundert über die Alpen gebracht wurde. Erst bei Albertus Magnus und Hildegard von Bingen gehört Thymian definitiv zum Arzneischatz. Hildegard lobte ihn vor allem als Mittel gegen den Keuchhusten. In England gab es in der Nähe von Deal und Sandwich (Kent) bereits im 11. Jahrhundert größere Thymiananpflanzungen. Das Kraut muss in so hohem Ansehen gestanden haben, dass man sogar in dieser vergleichsweise unwirtlichen Region seinen Anbau versucht hat.

Der wichtigste Wirkstoff der Pflanze, das im ätherischen Öl enthaltene Thymol, wurde 1719 von Caspar Neumann entdeckt. Er hielt es zunächst für Kampfer, weshalb es heute noch den Begriff des „Thymiankampfers“ gibt.

Während der Thymian in früheren Jahrhunderten auch als nerven- und magenstärkendes Mittel, gegen Würmer und Vergiftungen, zur Förderung der Blutgerinnung, bei Unterleibskrämpfen, Kopfschmerzen und Lymphatismus eingesetzt wurde, kristallisierten sich im 20. Jahrhundert mehr und mehr die Atemwegserkrankungen als Hauptindikation heraus. Heute ist Thymian eine geschätzte Heilpflanze bei akuter und chronischer Bronchitis, Keuchhusten, Asthma, Kehlkopfentzündungen und nervösem Reizhusten. Seine Domäne ist vor allem der trockene Husten mit mangelnder Schleimbildung.

Thymian: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

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© Margret Rupprecht

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