Analfissur

„Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“, meinte Martin Luther vor fünfhundert Jahren, und man kann hinzufügen: aus einem eingerissenen auch nicht.

Wenige Beschwerden im Afterbereich können so schmerzhaft sein wie eine Analfissur, ein mehr oder weniger starker Hauteinriss im unteren Abschnitt des Analkanals.

 

Der Haut-Schleimhaut-Übergang und das Venengeflecht im After – auch ein beliebter Ort für die Bildung von Hämorrhoiden – sind ein sensibles Organ, das für die ebenso sensible Regulierung des Stuhlgangs verantwortlich ist. Schließlich sollte der Mensch nur „müssen“ müssen, wenn er ein stilles Örtchen zur Verfügung hat – und das braucht ein gewisses Maß an Kontrolle. Deshalb endet der Dickdarm in der sogenannten Ampulle, dem allerletzten Darmabschnitt, wo sich der Stuhl bis zu einer bestimmten Menge ansammelt. Bis diese erreicht ist, verhindern große Schleimhautfalten, ferner ein den Darmausgang zusammendrückendes Venengeflecht und ein sich fest zusammenziehender Ringmuskel, dass sich der Stuhl früher verabschiedet als erwünscht. Hat sich in der Ampulle eine größere Menge Stuhl angesammelt, werden Dehnungsrezeptoren in der Schleimhautwand gereizt, die über nervale Wege einen Stuhldrang auslösen. So weit, so gut. Normalerweise läuft der Stuhlgang glatt und schmerzlos ab – nicht aber bei Menschen, die unter einer Analfissur leiden. Je nach Größe, Tiefe und Entzündungsgrad der Fissur kann das tägliche Geschäft von höllischen Schmerzen begleitet werden.

Analfissur: Symptome

Den längsovalen Einriss am After, der sich mit Vorliebe nach hinten, zum Steißbein hin bildet, kann man in vielen Fällen schon von außen sehen. Er zeigt sich beim kräftigen Spreizen der Gesäßbacken. Eine frische Analfissur macht heftige Schmerzen und Blutungen während des Stuhlgangs und wird häufig von Afternässen begleitet. Der Grund: bei der Läsion handelt es sich nicht nur um einen einfachen mechanischen Gewebeeinriss. Denn relativ bald bildet sich an der Stelle aufgrund der vielen dort vorhandenen Bakterien ein eitriges Geschwür.

Bei einer frischen Fissur sind die Ränder noch glatt, bei chronischen Fissuren stumpf und wulstig. Nach dem Stuhlgang, der nicht selten nur mit starkem Pressen möglich ist und bei dem der Stuhl manchmal nur bleistiftdünn herauskommt, ist der Schmerz nicht sofort vorbei; er kann noch Minuten bis Stunden andauern. Nicht selten lassen sich auf dem Stuhl Blutablagerungen beobachten. Viele Patienten klagen auch über Fremdkörpergefühle und Juckreiz. Oft ist der Ringmuskel, der den After verschließt, als Reaktion auf die Schmerzen derart stark verkrampft, dass der behandelnde Hausarzt, Gastroenterologe oder Heilpraktiker nicht einmal mit einem Finger hindurchdringen kann, um den After innen abzutasten und herauszufinden, wie breit die Fissur ist und wie weit sie nach oben geht. Diese sogenannte digitale und auch die proktoskopische Untersuchung (Einführung eines Metallrohrs zur optischen Untersuchung der Enddarmschleimhaut) sind dann nur noch nach Anästhesie möglich.

Analfissur: Ursachen

Analfissuren treten häufig als Folge einer einmaligen oder einer chronischen Verstopfung auf, ferner im Rahmen von entzündeten Hämorrhoiden oder als Folge der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn. Analfissuren können auch als Folge von Sexualpraktiken wie Analverkehr entstehen.

Analfissur: Seelische Ursachen?

Im Volksmund gibt es das Sprichwort, dass sich jemand den Arsch aufreißt. Damit bezeichnet man Menschen, die sehr hilfsbereit sind und dazu neigen, sich für Andere stark zu engagieren – oftmals in einem Maße, dass sie ihre eigenen Kräfte dabei überfordern. Sie neigen dazu, sich für andere zu zerreißen, ohne dafür eine entsprechende Anerkennung oder Entlohnung zu bekommen. Wer sich zu sehr auf Kosten der eigenen Kräfte engagiert, sollte sich die Frage stellen: Warum tue ich das? Was ist meine eigentliche und tiefere Motivation?

Die Bildsprache der Krankheit Analfissur ist ziemlich deutlich: da müht sich einer übermäßig ab, um über seinen Hinterausgang harte Brocken zu entsorgen; darüber zerreißt und spaltet es ihn ganz wortwörtlich.

Wer chronisch oder wiederkehrend zu Analfissuren neigt, wird davon profitieren, den psychosomatischen Ursachen dieses Krankheitsbildes ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken: Für wen oder was reiße ich mir eigentlich den Hintern auf? Wird mein Einsatz von mir selbst noch als sinnvoll und befriedigend empfunden oder lasse ich mich im Grunde ausnutzen bzw. betreibe Selbstausbeutung? Stelle ich übertriebene moralische Ansprüche an mich selbst oder zerreiße ich mich, um darüber Zuwendung und Liebe zu erhalten? Laufe ich mit einem verkrampften Hintern durch die Gegend, weil ich alles festhalten, kontrollieren und beherrschen will?

Für die Behandlung der psychosomatischen Ursachen chronisch-wiederkehrender Analfissuren kann es hilfreich sein, Menschen, Lebensverhältnisse und Verhaltensmuster innerlich loslassen zu lernen und zu schauen, ob seelische Befriedigung nicht auch auf anderen, gesünderen Wegen zu erreichen ist – für die man sich nicht länger Tag für Tag den Arsch aufreißen muss.

Analfissur: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

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© Margret Rupprecht