Krampfadern

Mancher mag sich fragen, was Krampfadern eigentlich mit einem Krampf zu tun haben? Schließlich kennt man sie nur als erhabene, verbreiterte und geschlängelte Venen, vorwiegend im Bereich der Beine. Das Wort Krampf leitet sich vom althochdeutschen kramph – gekrümmt ab und beschreibt den krummen Verlauf dieser Venen. Seit dem 16. Jahrhundert ist deshalb auch der Begriff Krummader in Gebrauch. Ein weiterer Zusammenhang besteht zwischen Krampfadern und den nächtlich auftretenden Wadenkrämpfen, über die viele betroffene Patienten klagen.

Krampfadern (medizinisch: Varizen) gehören zu den großen Volkskrankheiten. Etwa fünfzig bis achtzig Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen; Frauen ungefähr doppelt so häufig wie Männer. Oft liest man, Krampfadern seien Veranlagung und gingen auf eine erblich bedingte Bindegewebsschwäche zurück. Damit werden sie zu einem Schicksal, dem man scheinbar nicht entrinnen kann. Das ist ein Irrtum. Wer mit seinen Venen richtig umgeht, kann dem Krankheitsbild frühzeitig vorbeugen und ein weiteres Fortschreiten der Venenschwäche verhindern.

Jede blaue Vene eine Krampfader?

Auch gesunde Venen schimmern bläulich durch die Haut. Der venöse Rückstrom zum Herzen, z. B. aus den Beinen, geschieht über zwei unterschiedliche Systeme: ein oberflächliches und ein tiefes Venensystem. Die tiefen Venen liegen in der Mitte der Extremitäten zwischen den Muskeln, die oberflächlichen direkt unter der Haut, wo sie als bläuliche Streifen zu sehen sind. Bei sehr hellhäutigen Menschen und an Partien wie dem Handrücken lässt sich das gut beobachten.

Zwischen dem tiefen und dem oberflächlichen Venensystem gibt es sog. Verbindungsvenen. Sie führen das Blut aus den oberflächlichen in die tiefliegenden Venen und über diese in die untere Hohlvene und das Herz.

Nicht jede bläuliche Vene am Unter- oder Oberschenkel ist gleich eine Krampfader! Für diese gibt es eine eindeutige Definition:

Krampfadern sind erhaben, dilatiert (verbreitert) und geschlängelt.
Oft zeigen sie sich auch als knotenartige Verdickungen. Erst wenn einzelne Venen des oberflächlichen Venennetzes die Haut deutlich vorwölben, Knoten bilden und sich breit und gekrümmt nach außen drücken, liegt eindeutig eine Krampfader vor.

Wie entstehen Krampfadern?

Krampfadern sind Symptom einer Venenschwäche bzw. Venenerkrankung, die medizinisch auch als venöse Insuffizienz bezeichnet wird.

Der Rückfluss des venösen Blutes von den Beinen zum Herzen ist ein ständiger Kampf gegen die Schwerkraft. Normalerweise würde das Blut in den Füßen versacken, wenn sich die Natur nicht ein paar „Tricks“ ausgedacht hätte, um es gezielt nach oben zu leiten. Zu diesen Mechanismen gehören in erster Linie die sog. Venenklappen. Sie wirken ähnlich wie Ventile. Das leer gepumpte Herz übt über die Hohlvenen eine leichte Sogwirkung auf venöses Blut aus. Es wird gewissermaßen hochgezogen. Damit es nicht wieder nach unten sackt, blähen sich in den Venen, wenn das Blut kurzzeitig stillsteht oder sich die Strömungsrichtung umzukehren droht, segelartige Klappen auf, die ein Zurückströmen verhindern, indem sie die Vene nach unten dicht machen und dem Einfluss der Schwerkraft ein Hindernis entgegensetzen. Strömt das Blut wieder nach oben, legen sich die Klappen eng an die Venenwände an. Funktioniert der Mechanismus dieser Klappen nicht mehr korrekt, weil sie ausgesackt sind, Risse bekommen haben oder nicht mehr dicht schließen, fließt das Blut ein wenig nach unten zurück. Das Blutvolumen in der Vene erhöht sich, baut Druck auf und presst seröse Flüssigkeit in das umliegende Gewebe ab. Der Druck in der Vene ist größer als der im umgebenden Gewebe, so dass Wasser durch die Venenwand hindurchsickert. Wassereinlagerungen (Ödeme) entstehen, die sich im Anfangsstadium als Knöchelödeme im Bereich der Sprunggelenke, im fortgeschrittenen Stadium als massive Unterschenkelödeme zeigen. Weil die Venenwände ständig unter Druck stehen, sacken sie aus. Eine Krampfader entsteht.

Krampfadern: Symptome

Es gibt durchaus eine anlagebedingte Neigung zu Krampfadern. Wenn Eltern und Großeltern bereits unter Venenbeschwerden litten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch die Kinder zu Krampfadern neigen. Wohlgemerkt: neigen! Das heißt nicht, dass sie automatisch Krampfadern bekommen müssen. Wenn man eine bestimmte Veranlagung besitzt, bedeutet das in erster Linie, dass man frühzeitiger und konsequenter entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen sollte. Dann kann das Auftreten von Krampfadern deutlich verzögert werden und die daraus resultierenden Beschwerden sind ebenfalls geringer.

Erste Anzeichen eines beginnenden Krampfaderleidens zeigen sich manchmal bereits in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter. Die Venen verlaufen weniger glatt. Sie fangen bald an, sich zu schlängeln und reliefartig hervorzutreten. Zu Anfang sind Krampfadern eher ein kosmetisches als ein gesundheitliches Problem. Im weiteren Verlauf leiden die Patienten unter Schweregefühl in den Beinen, das zunächst nur bei langem Sitzen und Stehen, später auch unabhängig davon im Tagesverlauf auftritt. Je mehr es auf den Abend zugeht, desto müder und dicker werden die Beine. In der Nacht kommt es häufig zu Wadenkrämpfen. Durch das Hochlegen der Beine und beim Gehen bessern sich die Symptome in der Regel. Frauen, die zu Krampfadern neigen, leiden vor der Menstruation besonders stark unter den Beschwerden.

Krampfadern: Diagnose beim Arzt

Der Arzt unterscheidet Krampfadern nach drei Formen:

Stammvarizen sind die Erweiterung der beiden Hauptvenen (Stammvenen) des oberflächlichen Venensystems: Vena saphena magna und Vena saphena parva. Klappenschädigungen an der Vena saphena magna und parva führen zu Krampfadern an der Innenseite von Ober- und Unterschenkel – mit ca. 85 % die häufigste Form der Krampfadern.

Seitenastvarizen sind Erweiterungen von Seitenzweigen der beiden Stammvenen des oberflächlichen Venensystems. Meist treten sie in Verbindung mit Stammvarizen auf und führen ebenfalls zu Krampfadern an der Innenseite von Unter- und Oberschenkel.

Besenreiser sind „Minikrampfadern“. Sie betreffen die kleinen Venen, deren Durchmesser weniger als einen Millimeter beträgt, und zeigen sich in Form netzartig angeordneter, feiner bläulich-roter Linien. Besonders häufig findet man sie an der Außenseite von Ober- und Unterschenkel sowie an der Innenseite des Knies.

Ein Phlebologe (Facharzt für Venenerkrankungen) kann mit Hilfe verschiedener Tests feststellen, ob und wie stark die Klappen des oberflächlichen Venensystems geschädigt sind. Dazu wird beispielsweise das Bein eine Weile hochgehalten und das Blut herausgestrichen. Nach dem Aufstehen kann man beobachten, wie schnell sich das oberflächliche Venensystem füllt. Daran lässt sich der Grad der Klappenschädigung in den Venen ablesen.

Neben diesem einfachen Testverfahren gibt es die sog. Dopplersonografie, mit der krankhafte Veränderungen an den Venenwänden und –klappen auch grafisch sichtbar gemacht werden können. Eine noch genauere Diagnostik ermöglicht die Phlebografie, eine Röntgenuntersuchung der Beinvenen, bei dem ein jodhaltiges Kontrastmittel in die Venen gespritzt wird, das Wand- und Klappenveränderungen auf dem Röntgenbild sichtbar macht.

Krampfadern: Ursachen

Neben einer gewissen erblichen Veranlagung zu Bindegewebsschwäche und damit auch zu schwachen Venenwänden und -klappen gibt es äußere Faktoren bzw. Lebensgewohnheiten, die das Entstehen von Krampfadern begünstigen. Dazu gehören Übergewicht, chronische Verstopfung, Leberbelastung durch übermäßigen Alkohol- und Süßigkeitenkonsum, Vitamin- und Mineralstoffdefizite, Bewegungsmangel, sitzende und stehende Berufe oder zu enge Kleidung, die Beine und Bauch zu stark einschnürt (Sockengummi, enge Jeans etc.).

Das heißt umgekehrt: Wer schlank bleibt und sich ballaststoff-, vitamin- und mineralstoffreich ernährt sowie für lockere Kleidung und viel Bewegung sorgt, wird die Gesundheit seiner Venen lange erhalten können.

Krampfadern: Mögliche Komplikationen

Nur im Anfangsstadium sind Krampfadern ein lediglich kosmetisches Problem. Je weiter das Krankheitsbild fortschreitet, desto größere gesundheitliche Schäden kann es nach sich ziehen. Dazu zählen vor allem:

Venenentzündung (Phlebitis)

Die Vene und ihre Umgebung sind schmerzhaft entzündet, gerötet, heiß und geschwollen. Ist eine oberflächliche Vene entzündet, fällt die Diagnose leicht. Entzündungen von tiefliegenden Venen sind auch mit bildgebenden Verfahren nur schwer zu erfassen. Ob Keime, ein Autoimmunprozess oder eine mechanische Reizung Ursache der Entzündung sind, ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Wer Krampfadern hat, trägt immer ein erhöhtes Risiko für Venenentzündungen und dies umso stärker, je fortgeschrittener das Krampfaderleiden ist.

Thrombose

Wenn Blut in der Vene zu lange gestaut wird und der Fluss stagniert, setzen Gerinnungsprozesse ein. Ein Blutgerinnsel entsteht, setzt sich an der Venenwand fest und verstopft das Gefäß. Zwar ist der Blutrückfluss aus den dahinter liegenden Bereichen über den Umweg der Verbindungsvenen meist noch gewährleistet, das Gerinnsel kann aber zu Entzündungen führen oder gar sich ablösen. Solche Gerinnsel, fachsprachlich auch Thromben genannt, können bis zu 5 g schwer werden. Sie schwimmen mit dem Venenblut in Richtung Herz, von wo aus sie in die Lunge gepumpt werden und dort die gefürchtete und oftmals tödliche Lungenembolie auslösen.

Offenes Bein (Ulcus cruris)

Der dauerhafte Rückstau des Blutes führt zu Stoffwechselstörungen im umgebenden Gewebe. Wenn verbrauchtes Blut langsamer abfließt, kann frisches, nährstoff- und sauerstoffreiches arterielles Blut ebenfalls nur langsam nachfließen: Haut, Muskeln und Bindegewebe der betroffenen Region werden nur unzureichend versorgt, auch die Abbauprodukte aus dem lokalen Stoffwechsel werden zu langsam abtransportiert. Die lokale Immunabwehr ist stark herabgesetzt. Kleine Verletzungen weiten sich sofort zu größeren Entzündungen aus und heilen nur langsam ab. Manchmal bleiben sie über Monate oder Jahre bestehen. Ulcus cruris, auch Untergeschenkelgeschwür oder offenes Bein genannt, tritt meist oberhalb des Innenknöchels auf und gehört zu den besonders therapieresistenten Krankheitsbildern.

Krampfadern: Schulmedizinische Behandlungsmöglichkeiten

Der Phlebologe kann bei Krampfadern Kompressionsstrümpfe verordnen. Sie stellen eine Art Basistherapie dar. Das Bein wird gleichmäßig von außen mit Hilfe des stramm anliegenden Strumpfes in Form gehalten. Das unterstützt den venösen Rückfluss zum Herzen, beugt Wassereinlagerungen und dem weiteren Aussacken der oberflächlichen Venen vor.

Daneben bietet die Venenheilkunde einige Operationsverfahren an. Besenreiser und kleinere Krampfadern werden in der Regel verödet. Der Arzt spritzt ein Mittel in die Krampfadern, das die Innenwände zum Zusammenwachsen anregt. Die Ader verschließt sich und das Blut muss von nun an über Umgehungskreisläufe abfließen.

Beim sog. Stripping-Verfahren wird die erkrankte Krampfader mit Hilfe einer Sonde aus dem Bein herausgezogen. Die Krossektomie ist eine Durchtrennung der erkrankten Vene an der Stelle, wo sie in das tiefe Venensystem eintritt. Damit wird ein zukünftiges Zurückströmen des Blutes verhindert. Auch nach Krampfader-Operationen muss der Patient in der Regel eine ganze Zeit lang Kompressionsstrümpfe tragen und in Zukunft deutlich mehr Sport machen.

Krampfaderoperationen sind keine Heilung im eigentlichen Sinne, sondern ermöglichen lediglich eine gewisse Verbesserung der Symptome. Werden Übergewicht, Bewegungsmangel und Fehlernährung nicht reduziert, schreitet das Krankheitsbild weiter fort. Es dauert meist nicht lange, bis sich an der nächsten Vene neue Krampfaderzeichen zeigen.

Krampfadern: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

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Krampfadern: Seelische Ursachen?

Betrachtet man das Krampfaderleiden etwas genauer, ergibt sich folgendes Bild: Ein Mensch schickt seinen „Lebenssaft“ Blut in die Peripherie, erhält aber nicht dieselbe Menge zurück, die er ausgesandt hat. Wenn man Blut als Symbol für Lebensenergie versteht, bedeutet sein Versacken in den Beinen, dass der Betreffende die Vitalität, die er ausgesandt hat, nicht in gleichwertiger Weise zurückerhält. Der untere Körperpol wird überbetont, die Beine werden dick und schwer. Trägheit und Schwerfälligkeit, mangelnde innere Spannkraft und Elastizitätsverlust sind die Folge. Allgemein herrscht das Bild von Verlangsamung und Stau.

Wenn im eigenen Leben die Entwicklung stagniert, nichts mehr vorangeht und man in Beziehungen oder Verhältnissen steckt, die das Seelenleben blockieren und in denen man sich nicht als authentisch erlebt, kann die innere Stagnation, solange sie nicht bewusst gemacht wird, auf die Körperebene wechseln und dort den emotionalen Stau als Blutstau in den Venen sichtbar machen. Der Körper bringt die seelische Situation geradezu bildhaft zum Ausdruck .

Es kann hilfreich sein, sich die individuellen psychosomatischen Hintergrundfaktoren des Venenleidens klar zu machen, indem der Betroffene sich fragt, was im Privaten oder Beruflichen blockierend auf ihn wirkt, wo er vielleicht einen Konflikt eskalieren lassen sollte statt ihn zu verdrängen und welche Ziele, die ihm einst wichtig waren, er aus den Augen verloren oder aufgegeben hat. Vitalität hat viel damit zu tun, wie stark ein Mensch „bei sich“ ist, wie bewusst er sein tieferes Fühlen und Wollen wahrnehmen und auf eine konstruktive Weise zum Ausdruck bringen kann. Wem es gelingt, sich aus faulen Kompromissen zu befreien und sein Leben wieder engagierter zu leben, wird eine innere Spannkraft entwickeln, die sich auch auf die Spannkraft seines Bindegewebes und seiner Venenwände positiv auswirken kann.

©  Margret Rupprecht

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