Das Unterschenkelgeschwür oder offene Bein, medizinisch „Ulcus cruris“ genannt, ist ein Krankheitsbild mit wahrhaft biblischem Alter. Vom „Eiter im Gebein“ ist schon in den Sprüchen Salomos die Rede, die bis auf das neunte Jahrhundert v. Chr. zurückgehen.
Der Blutrückfluss aus den Beinen zum Herzen geschieht über zwei unterschiedliche Venensysteme: Das tiefliegende liegt in der Beinmitte und ist eingebettet in die Muskulatur. Das oberflächliche Venennetz ist unter der Haut angesiedelt. Die bläulichen Venenstränge scheinen durch die Haut hindurch und sind besonders bei hellhäutigen Personen gut sichtbar.
Venen verfügen über Klappen, die ventilartig gebaut sind und einen Rückfluss des Blutes in Richtung der Füße verhindern. Wenn die Klappen der tiefliegenden Venen geschädigt sind oder versagen, wird das venöse Blut verstärkt in das oberflächliche Venennetz bzw. in die Verbindungsvenen zwischen oberflächlichem und tiefliegendem Venensystem gedrückt. Durch den Rückstau verlangsamt sich der Abtransport des Blutes nach oben zum Herzen. Das Phänomen spielt sich meist an den Unterschenkeln ab, weil die Blutsäule im unteren Teil der Beine das größte Gewicht besitzt und der Rückstau hier am stärksten ist.
Venöses Blut ist nicht nur sauerstoffarm; es entsorgt auch die Abfallprodukte des Zellstoffwechsels, z. B. Säuren. Werden diese nicht rasch abtransportiert, findet gewissermaßen eine „Vergiftung“ des unzureichend drainierten Gewebes statt. Das führt vor allem an der Hautoberfläche zu Komplikationen: zunächst bilden sich Schwellungen in der Knöchelregion, die sich später zu Verhärtungen der Haut und des Unterhautgewebes entwickeln. Die Haut zeigt bräunliche und gelbliche Verfärbungen, kann sich aber auch verdünnen und weißlich werden. Wenn sich die Nährstoffsituation weiter verschlechtert, sterben Hautzellen ab. Es kommt zur Bildung eines Geschwürs, um das abgestorbene Hautgewebe abzustoßen. Auch kleinste Verletzungen im unterversorgten Hautareal entwickeln sich sofort zu einer geschwürigen Entzündung: das Bein ist offen und heilt nicht mehr zu. Am Anfang sind die Geschwüre meist klein, können sich aber auf den gesamten Bereich des Unterschenkels ausdehnen. Die üblichen Abwehr- und Regenerationsvorgänge, die zum Ausheilen von Wunden erforderlich sind, laufen nur langsam oder gar nicht ab. Ein Unterschenkelgeschwür erweist sich daher meist als therapieresistent und langwierig. Die Wunde wird sekundär von Bakterien und pathogenen Hefepilzen besiedelt, was das Ausheilen zusätzlich erschwert und verlängert. Die Oberfläche der Wunde nässt und eitert, ist nicht mehr trocken zu bekommen noch schließt sie sich.
Neben einer chronischen Venenschwäche können auch arterielle Durchblutungsstörungen, Diabetes, eine schlechte Abwehrlage, bösartige Hauterkrankungen oder bestimmte Formen der Blutarmut ein Unterschenkelgeschwür verursachen und aufrechterhalten. Diese Fälle sind allerdings deutlich seltener.
Die Neigung zum Unterschenkelgeschwür ist generell nicht nur Folge einer Venenschwäche, sondern auch Zeichen eines toxisch überlasteten Bindegewebes und einer schlechten Abwehrlage. Dieser Aspekt steht für die Naturmedizin im Vordergrund und wird dadurch bestätigt, dass naturheilkundliche Ausleitungs- und Entgiftungstherapien die Gesamtsituation fast immer verbessern und oft überhaupt erst die Voraussetzung dafür sind, dass die Wunde sich endlich schließt.
Naturmedizin und Psychosomatik sehen die Ursachen für die Entstehung eines offenen Beines nicht nur in den oben geschilderten biomechanischen Aspekten. Bei Ulcus-cruris-Patienen handelt es sich oft um Menschen, an denen eine gewisse körperliche und seelische Unbeweglichkeit und Unlebendigkeit auffällt. Etwa ein Prozent der Bevölkerung erkrankt mindestens einmal im Leben an einem offenen Bein; vier bis fünf Prozent der Patienten sind älter als achtzig Jahre. Meist haben sie in früheren Jahren weder Sport getrieben, noch waren sie bereit, sich mit ihrem Leben innerlich stärker auseinanderzusetzen. Sie haben die Dinge hingenommen wie sie sind und leben so, wie „man“ eben lebt: angepasst, nicht sonderlich kritisch und in gewisser Weise konfliktscheu. Man hat zeitlebens die Dinge eher in sich hineingefressen, als sich mit ihnen beschäftigt. Alternativen zu suchen oder gar zu rebellieren, ist diesem Patiententyp eher wesensfremd.
Ein Unterschenkelgeschwür kann auf der körperlichen Ebene eine Art Ventil für Stoffwechselendprodukte darstellen, die der Organismus über die Wunde nach außen schiebt. Da wollen Giftstoffe den Körper verlassen, die nicht mehr über den normalen Weg der Entgiftungsorgane Leber, Niere, Darm und Haut ausgeschieden werden können. Diese Wege sind meist überlastet bzw. können durch den trägen Blutfluss nicht mehr vollumfänglich genutzt werden, so dass eine zusätzliche Schleuse in Form der chronisch eiternden Wunde geschaffen werden muss. Über das offene Bein tritt etwas sehr Unangenehmes nach außen. „Es stinkt ihm.“ Das Geschwür besitzt eine Symbolfunktion und ist bildlich zu verstehen: im betroffenen Patienten haben sich zu viele toxische Stoffwechselprodukte, aber auch zu viele seelische Konflikte und Belastungen angesammelt, die er nicht mehr auf angemessene Weise verarbeiten und loswerden kann. Wie „sauer“ diese Menschen sind, ist ihnen oft gar nicht bewusst. Ihre Haut wird nun praktisch und symbolisch zur einzig offenen Stelle, um das, was sie krank macht, nach außen zu schieben.
Deswegen ist es wichtig, sich körperlich, aber auch seelisch kräftig zu entgiften. Das heißt auch: effektive Wege der Verarbeitung von steckengebliebenen Gefühlen zu suchen, damit sich die Indikatorfunktion des offenen Geschwürs erübrigt.
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