Wechseljahre des Mannes

Klimakterium virile“ nennt die Männerheilkunde die Phase mit den typischen männlichen Wechseljahrsbeschwerden. Diese können sich sowohl in seelisch bedingten Veränderungen zeigen („Midlife crisis“) als auch in biologischen Symptomen. Dazu gehört nicht nur das Grau- oder Dünnerwerden der Haare. Die Beschwerden laufen allerdings weniger fulminant ab als bei der Frau und sind im Unterschied zu ihr auch nicht mit dem Verlust der Fruchtbarkeit verbunden. Die Zeugungsfähigkeit des Mannes bleibt etwa bis ins achte Lebensjahrzehnt erhalten.

 

 Ähnlich wie bei der Frau ab dem 40. Lebensjahr sinkt auch beim Mann der Hormonspiegel kontinuierlich ab – aber weniger schnell, d. h. mit nur etwa ein bis zwei Prozent pro Jahr. Die schleichende Abnahme ihres zentralen Sexualhormons Testosteron erleben viele Männer zunächst nicht bewusst. Viele halten in dieser Zeit eine kritische Rückschau auf ihr bisheriges Leben. Defizite in Partnerschaft und Beruf werden schärfer wahrgenommen, kritischer beurteilt und führen nicht selten zu heftigen Einschnitten im Privat- und Berufsleben. Als wolle man noch einmal das Ruder herumreißen: ein Ausstieg aus dem bisherigen Beruf, aus der Ehe oder anderen sozialen Bindungen ist für diese Phase nicht untypisch. Oft ist er sogar notwendig, weil Männer nur über tiefgreifende Veränderungen im beruflichen und privaten Umfeld ein Gefühl von Sinn, Authentizität und Identität wiedererlangen können. Dieser Schritt ist in alten Bindungen nicht immer möglich, vor allem, wenn die Partnerin einen Prozess von Neuorientierung und Weiterentwicklung in der Lebensmitte verweigert und beharrlich an alten Mustern festhält.

Auf der körperlichen Ebene kann das männliche Klimakterium von ähnlichen Symptomen begleitet werden wie das weibliche, wenn sie auch diskreter ablaufen: Abnahme der körperlichen und seelischen Leistungsfähigkeit, nachlassende Potenz, Beschwerden beim Wasserlassen, schnellere Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, kontinuierliche Gewichtszunahme, graue Haare, Haarausfall und erhöhte Reizbarkeit. Die Symptome können allerdings auch von Krankheiten herrühren, die im fünften und sechsten Lebensjahrzehnt allmählich zunehmen wie Arteriosklerose, Bluthochdruck, Diabetes, Leber- oder Prostataerkrankungen. Dies muss zuvor von Hausarzt oder Facharzt abgeklärt werden.

Wechseljahre des Mannes: Prostatavergrößerung

Der Körper eines Mannes produziert männliche, aber auch weibliche Hormone. Die weiblichen wirken auf das Innengewebe der Prostata, die männlichen auf das Außengewebe. Während der männlichen Wechseljahre geht die Produktion der männlichen Hormone zurück (Testosteron) und verschiebt sich zugunsten der weiblichen (Östrogen). Für die Prostata bedeutet das: Der innere Bereich der Prostata vergrößert sich, der äußere schrumpft und wird vom Innengewebe immer mehr zusammengepresst. Gleichzeitig drückt das Innengewebe auch auf die durch die Prostata laufende Harnröhre, engt sie ein und erschwert den Fluss des Urins von der Blase nach außen. Unbehandelt kann es im Laufe der Jahre zu einer starken Harnverhaltung kommen, bei der kaum noch uriniert werden kann. Der Urin staut sich einerseits in Blase und Nieren zurück, andererseits tröpfelt er aber auch permanent aus der Harnröhre heraus. In der Blase steht ständig ein Flüssigkeitsspiegel (Restharnbildung), in dem sich Bakterien vermehren, weil die Spülwirkung des Harnstrahls blockiert ist. So entwickelt sich eine Blasenentzündung, die auch auf das Prostatagewebe übergreifen kann.

Doch nicht allein der körperliche Alterungsprozess, auch seelische Faktoren begünstigen die schleichende Vergrößerung der Prostata. Die Lebensmitte verlangt eine Neuorientierung. Männer, die ihren beruflichen Alltag zu sehr als sinnentleert erleben, fühlen sich belastet, was sich auf körperlicher Ebene als Restharnbildung zeigt. Man(n) kann seine Altlasten nicht mehr loswerden. Wem das nicht bewusst ist, der kann als körpersprachlichen Ausdruck seiner seelischen Situation eine Art „Abwasserstau“ entwickeln. Wird die Stagnation im Psychischen nicht bearbeitet, kann sie zu einer Stauungssituation im Körperlichen führen und sich als Harnstau infolge einer Prostatavergrößerung bemerkbar machen.

Wechseljahres des Mannes: Nachlassende Potenz und Burnout

Männer definieren sich vor allem über das, was sie leisten. Es liegt an der speziellen genetischen und hormonellen Situation des Mannes, dass er meist so lange nicht in eine Identitätskrise kommt, wie er als „Macher“ funktioniert und sein Wirken Erfolg nach sich zieht. In diesem Sinne sind Burnout und Potenzschwäche, gerade in der Lebensmitte, oft die Folge eines Berufslebens, das einen Mann zeitlich sehr beansprucht, ihm aber zu wenig Sinn vermittelt. Männer sind quantitativ und qualitativ zu enormen Leistungen fähig, müssen aber das Gefühl haben, in ihrer Arbeit „Zeugnis ablegen“ zu können. Berufsalltage, in denen sie funktionieren, ohne dabei zu erleben, dass ihre Arbeit etwas mit ihnen selbst zu tun hat und ihnen Möglichkeiten zum kreativen Selbstausdruck bietet, höhlen viele Männer innerlich aus. Burnout-Symptome und Potenzstörungen werden dann zum körperlichen Ausdruck eines inneren Leeregefühls. Es sind nicht sechzig Arbeitsstunden pro Woche, die einen Mann belasten, sondern sechzig Stunden, nach denen er sich fragt: Was hat diese Arbeit eigentlich noch mit mir zu tun? Wenn ein Beruf letztlich als etwas Fremdes, nicht mit dem eigenen Selbst in Verbindung Stehendes empfunden wird und dann womöglich noch die erhofften Erfolge ausbleiben, ist die phallische Natur des Mannes in ihrem Wesen tief gekränkt. Nervöse Störungen, körperliche und seelische Erschöpfung sind die eine Folge, Potenzstörungen die andere. In diesem Fall Beruhigungsmittel und Viagra zu verordnen, kommt einer psychischen und physischen Kastration gleich. Es geht nicht darum, dass man(n) wieder funktioniert, sondern dass er neue Wege findet, sich in seiner Arbeit zu verwirklichen. Potenzstörungen, sofern sie keine organische Ursache besitzen, gehen oft im selben Maße zurück, wie das Gefühl wächst, eine sinnvolle berufliche Tätigkeit auszuüben bzw. sich nach der Pensionierung eine neue Aufgabe zu suchen, in der man als Mann wirken und Sinn erleben kann. Auch nervöse Störungen und Burnout-Symptome verschwinden dann oft von selbst.

Wechseljahre des Mannes:

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© Margret Rupprecht

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