Goldrute – Solidago virgaurea

Eine Heilpflanze gegen Blasen- und Nierenerkrankungen und zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen

Es ist eine spannende Frage, warum manche Organe paarig angelegt sind, andere wiederum nicht. Man sollte doch meinen, dass Herz und Leber ebenso bedeutsam für die Aufrechterhaltung biologischer Funktionen sind wie die Nieren. Auf den ersten Blick scheint es wenig logisch zu sein, dass wir nur ein Herz und zwei Nieren haben, und nicht umgekehrt. Auf den zweiten jedoch nicht.

Die Nieren sind ein paarig angelegtes Organ, das zutiefst mit der Polarität des Lebens zu tun hat. Zunächst mit der Polarität des Stoffwechselhaushalts und seinem beständigen Schwanken zwischen sauren und basischen Verhältnissen. Nieren stellen das Gleichgewicht zwischen den sauren (männlichen) und basischen (weiblichen) Kräften wieder her, wenn das Milieu in die eine oder andere Richtung zu entgleiten droht. Ihre Aufgabe ist es, die Mitte zwischen beiden zu halten. Nieren halten auf der stofflichen Ebene den Gegensatz von Yang (sauer) und Yin (basisch) in einem harmonischen Gleichgewicht.

Wenn ein Mensch sagt, dass ihm etwas „an die Nieren“ geht, ist die Ursache dafür meist nicht das schlechte Wetter oder ein Verkehrsstau. „An die Nieren“ gehen vor allem menschliche Enttäuschungen. Wenn es in der Beziehung zu Mitmenschen, die man liebt und für die man sich engagiert, zu Verletzungen und Frustrationen, Lieblosigkeit, mangelnder Anerkennung oder psychischer Ausbeutung kommt, nimmt das „Beziehungsorgan Niere“ Schaden und reagiert mit Krankheitssymptomen. Nierenkrankheiten sind so gesehen ein Indikator für tiefgehende Dissonanzen in menschlichen Beziehungen. Der Dichter Erich Fried formuliert das so:

 

Weil es

menschliche Beziehungen

gab

musste es

Menschen geben.

 

Nun gibt es

zwischenmenschliche

Beziehungen

Die lassen

auf das Dasein von Zwischenmenschen schließen

 

Es muss aber auch

Zwischenunmenschen geben

die dafür sorgen

dass die zwischenmenschlichen Beziehungen

so unmenschlich sind.

In diesem Sinne können wir Nierenerkrankungen als einen Indikator verstehen für die „Zwischenunmenschlichkeiten“ in Beziehungen, die doch eigentlich „menschlich“ sein sollten.

Nieren sind ein paarig angelegtes Organ, weil sie zutiefst mit dem Thema Dualität, Polarität, Ausgleich und Balance zu tun haben – in der Körperbiochemie und in der Psyche. So wie eine Beziehung mindestens zwei Menschen braucht, um vollständig zu sein, ist das Organ, das im Bereich des Stoffwechsels den Yin-Yang-Ausgleich herstellt, ebenfalls zweifach angelegt. Wie sollte es auch anders sein angesichts einer solchen Aufgabe?

Es gibt eine Heilpflanze, die auf der stofflichen Ebene die Nierenfunktion stärkt und auf der emotionalen Ebene heilsame Wirkungen ausübt, wenn zwischenmenschliche Beziehungen in die Dysbalance abgeglitten sind: Solidago virgaurea, die Goldrute.

Goldrute: Symbolische Aspekte

Die 20 – 100 cm hohe „echte“ Goldrute – im Unterschied zu den beiden aus Nordamerika importierten Arten S. canadensis und S. gigantea – liebt trockene helle Standorte in Wäldern oder auf Lichtungen. Das Beeindruckendste an ihr sind die intensiv gelben Blütenkörbchen, die in endständigen Trauben bzw. Rispen stehen. Sie blühen von Juli bis September.

Mit den randständigen Strahlenblüten hat es etwas Besonderes auf sich: Im Gegensatz zu anderen Blüten, z. B. bei der Sonnenblume, bilden sie keinen lückenlosen Kranz, in dem sich Blattursprung an Blattursprung reiht. Im Gegenteil: Die Blütenblätter entspringen am Blütenboden in relativ großen Abständen. Beim Betrachten einer geöffneten Blüte fällt diese Lückenhaftigkeit sofort auf. Der Blütenkranz hat große Löcher und wirkt ziemlich unvollständig. Doch dann geschieht etwas ganz Eigenartiges: Weil die Blütenstände außergewöhnlich eng beieinander stehen, reichen die Strahlenblüten der einen Blüte in die Lücken der Nachbarblüte hinein, so dass die Strahlenblüten der benachbarten Blütenkronen jeweils gegenseitig ihre Lücken füllen. Was an der einen Blüte unvollständig ist, wird durch die andere ergänzt. Was die eine Blüte an „Fülle“ besitzt, stellt sie der „Leere“ ihrer Nachbarblüte zur Verfügung, so dass von weitem die Lückenhaftigkeit kaum noch auffällt, sondern die Blütenkronen durchaus vollständig zu sein scheinen. Die Goldrute verkörpert mit der besonderen Anordnung ihrer Strahlenblüten das Spiel zwischen Fülle und Leere, Viel und Wenig, Eindringen und Empfangen. Die Pflanze scheint mit dem Thema Polarität auf eine ganz individuelle Weise zu spielen und erinnert ein wenig an das Yin-Yang-Symbol des Taoismus, wo ebenfalls die Fülle (der breite Bogen) in die Leere (die große Höhlung) eindringt und beides zusammen, das Yang und das Yin, ein harmonisch abgerundetes Ganzes bilden, das sich gegenseitig vollständig macht und ergänzt. In der östlichen Philosophie gilt das harmonische Miteinander von Yin und Yang als Voraussetzung, um „fließend“, d. h. in Harmonie mit der göttlichen Urkraft, zu leben. Und in der Tat hat die Heilpflanze Solidago einen besonders innigen Bezug zum Thema des Fließens: Nicht nur, dass sie als Nierenpflanze die Diurese anregt; über das biologische natürliche Bedürfnis einer Pflanze hinausgehend braucht Goldrute das Wasser wie ihr Lebenselixier: Wenn man sie schneidet und damit von der Wasserversorgung abtrennt, verliert sie in kürzester Zeit ihren Glanz. Blüten und Blätter werden matt, noch bevor der eigentliche Welkprozess beginnt. Solidago braucht die „ständige Anbindung an das fließende Element“ (Kalbermatten). Wird sie davon abgeschnitten, beginnt sie sofort zu verkümmern.

Goldrute in der Medizingeschichte

In der Kräuterheilkunde findet die Goldrute erst im 16. Jahrhundert bei Lonicerus und Bock erste Erwähnung. Zumindest gibt es keine Zeugnisse, die auf eine Verwendung in der griechisch-römischen Antike hinweisen. Bock schreibt allerdings, dass die Goldrute bei den Germanen schon stark im Gebrauch war. Die auch „heydnisch Wundkraut“ genannte Pflanze erhielt ihren Namen vom lateinischen solidare – befestigen oder solidum agere – fest machen, heilen und wird im Deutschen bisweilen auch „Heftkraut“ genannt – das pflanzliche „Heftpflaster“ für das schnellere Zusammenheften der Wundränder.

Bereits Matthiolus beschreibt im 17. Jahrhundert Solidago als „gewaltig den Harn treibend und den (Nieren)Stein brechend“. Im 18. und 19. Jahrhundert setzte man die Pflanze auch zunehmend bei chronischen Hautleiden und rheumatischen Beschwerden ein, vor allem bei Gicht.

Goldrute: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

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© Margret Rupprecht

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