Rückenschmerzen

Eine aufrechte Haltung ist im wörtlichen und im übertragenen Sinne ein Akt, der vom Menschen Anstrengung verlangt. Es kostet ebenso Kraft, die Rückenmuskulatur zum Aufrichten der Wirbelsäule zu bewegen wie es Energie erfordert, die eigene innere Haltung zu hinterfragen und zu prüfen, ob sie mit der nach außen gelebten Haltung noch übereinstimmt. Ein krummer oder schmerzender Rücken hat zu viele Lasten tragen müssen. Sie besaßen für ihn körperlich oder seelisch ein zu schweres Gewicht. Wer dagegen aufrecht ist und sich für etwas gerade macht oder für etwas gerade steht, strahlt Kraft, inneren Rückhalt und Eleganz aus.

Rückenschmerzen können schleichend und unspezifisch, aber auch heftig und aus heiterem Himmel auftreten, organische wie auch psychische Ursachen haben, lokal begrenzt sein oder bis in die Extremitäten hinein ziehen. Die Orthopädie unterscheidet zusätzlich zwischen radikulären und pseudoradikulären Schmerzen (lat. radix – Wurzel). Der radikuläre Schmerz entsteht durch Druck auf eine Nervenwurzel im Bereich der Wirbelsäule, der von einer Bandscheibenvorwölbung oder einem Bandscheibenvorfall ausgelöst wird. Bei der Vorwölbung drückt der gallertartige innere Kern der Bandscheibe ihren äußeren Faserring Richtung Rückenmarkskanal; beim Vorfall platzt der Faserring, so dass der Gallertkern aus der Bandscheibe heraus quillt. Der Druck auf das Nervengewebe ist beim Bandscheibenvorfall in der Regel stärker als bei der Vorwölbung. Der pseudoradikuläre Schmerz entsteht nicht aufgrund von Bandscheibenverformungen, sondern durch – meist arthrosebedingte – Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke, welche die aufeinander stehenden Wirbelkörper miteinander verbinden.

Rückenschmerzen lassen sich in vier Formen unterscheiden:

  • Lumbago: Hexenschuss, plötzlich auftretende Rückenschmerzen
  • Lumbalgie: chronische Rückenschmerzen
  • Ischialgie: Ausstrahlende Schmerzen ins Bein (Projektionsschmerz)
  • Lumboischialgie: Rückenschmerzen im Lenden- und Kreuzbeinbereich mit Ausstrahlung ins Bein

Die Ursachen sind organischer oder psychosomatischer Natur. Rückenschmerzen können verletzungsbedingt nach einem Unfall auftreten (Schleudertrauma, Wirbelkörperbruch), als Folge von Tumoren im Rückenmark entstehen oder bei Stoffwechselveränderungen, z. B. aufgrund einer Nervenentzündung bei Diabetikern. Bandscheiben und Wirbelgelenke können sich entzünden, aber auch die Nerven selbst, z. B. im Spätstadium einer Borreliose. Zu den häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen gehören Abnutzungserscheinungen und degenerative Prozesse in den kleinen Wirbelgelenken oder den Wirbelkörpern wie Arthrose, Osteoporose oder Morbus Bechterew. Nervenverletzungen durch Operationen sind eher selten. Mechanische Verletzungen an den aus dem Rückenmarkskanal heraustretenden Nerven ereignen sich meist als Folge von falschem Heben oder dem Tragen zu schwerer Lasten.

Der Rückenschmerzpatient gleicht seine Schmerzen oft durch eine Schonhaltung aus. Es kommt zu fixierten Fehlhaltungen mit dauerhafter Muskelkontraktion, die weitere Verspannungen und Schmerzen nach sich ziehen. Ein Teufelskreis aus Rückenschmerzen, verkrampfter Fehlhaltung und weiteren Schmerzen entsteht.

Rückenschmerzen: Seelische Ursachen?

Akute Rückenschmerzen haben meist auch einen akuten Anlass, z. B. eine ungeschickte Bewegung, ein Sturz oder falsches Heben. Wenn die orthopädische Untersuchung bei chronischen oder wiederkehrenden Rückenschmerzen ohne Befund bleibt oder die Beschwerden in keinem Verhältnis zur Diagnose stehen, sind oft tiefliegende seelische Konflikte die Ursachen für die Schmerzsymptomatik. Psychische Spannungen führen zu Verkrampfungen der kleinen und großen Rückenmuskulatur, was wiederum Fehlhaltungen und Schmerzen nach sich zieht.

Bei mehr als der Hälfte aller Rückenschmerzpatienten stehen die Rückenbeschwerden im Zusammenhang mit dem Beruf. Gerade dann ist die psychosomatische Komponente unübersehbar. Emotionale Belastungen am Arbeitsplatz – und nicht nur dort – können körperliche Beschwerden verursachen, die wiederum die psychischen verstärken. Die Brücke zwischen Körper und Seele ist das vegetative Nervensystem: Wer am Arbeitsplatz so behandelt wird, bzw. sich so behandeln lässt, dass es ihm auf´s Rückgrat schlägt, reagiert mit Schmerzen. Auf Dauer macht es krank, Gefühle wie Aggression, Wut oder Trauer zu unterdrücken. Sie zu spüren und sich von ihnen motivieren zu lassen, das eigene Verhalten oder eine bestimmte Lebenssituation aktiv zu ändern, ist eine wesentliche Voraussetzung für Gesundheit. Auch vordergründig negative Gefühle haben eine positive Funktion: Sie signalisieren dem Betroffenen, dass seine Umgebung ihm nicht gut tut. Entweder setzt er sich aktiv zur Wehr, greift ein und versucht die Umstände dahingehend zu verwandeln, dass es ihm wieder gut geht – oder er sucht sich ein neues Umfeld, wenn eine Veränderung der Gegebenheiten nicht möglich ist. Für die Behandlung von Rückenschmerzen ist es wichtig, die innere und die äußere Haltung wieder überein zu bringen und sich nicht selbst zum krummen Hund zu machen oder machen zu lassen. Rückenschmerztherapie bedeutet: sich wieder gerade machen für sich selbst und es nicht zuzulassen, als ein vom Gram gebeugter Mensch durchs Leben zu gehen. Auf Dauer gibt es keinen Grund, in Strukturen zu verharren, die einem das Rückgrat verbiegen. Es ist gesünder, Haltung zu bewahren und mit Aufrichtigkeit durch´s Leben zu gehen. Dann erübrigt sich auch die Indikatorfunktion des chronischen Rückenschmerzes. Wer sich Un-Aufrichtigkeiten gegenüber sich selbst oder seiner Umwelt bewusst macht und Anstrengungen, die auf den Rücken schlagen, in Anstrengungen verwandelt, die seiner seelisch-geistigen Emanzipation dienen, wird auch seine körperlichen Fehlhaltungen bald überwinden.

Verspannungen können in bewusste Spannungen und Handlungen transformiert werden, die dazu dienen, zu den eigenen Gefühlen und zu einer bewusst gewordenen inneren Haltung zu stehen. In schweren Fällen braucht es eine psychotherapeutische oder psychoanalytische Begleitung, um bislang verdrängte Konflikte ins Bewusstsein zu holen und im Alltag durchzuarbeiten. Das kostet Kraft, wird aber belohnt durch Schmerzfreiheit und ein höheres Maß an persönlicher Souveränität.

Rückenschmerzen: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

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© Margret Rupprecht

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