Grüner Star

Mit dem Augapfel verhält es sich ähnlich wie mit einem Fußball: Er braucht einen ganz bestimmten Druck, um optimal zu funktionieren. Ist der Augeninnendruck zu schwach, können die optischen Reize nicht richtig übertragen werden. Ist er zu stark, kommt es zu Schäden an der Außenhülle und an dem hinten in die Augenhöhle einmündenden Sehnerven. Unbehandelt kann der Überdruck die Sehfähigkeit irreversibel schädigen. Deshalb: Ein Glaukom gehört immer in augenärztliche Behandlung und ist kein Krankheitsbild für die ausschließliche Selbstmedikation!

 

Ein akut oder chronisch erhöhter Augeninnendruck wird auch Grüner Star (Glaukom) genannt, weil bei fortgeschrittenen Krankheitsbildern die Hornhaut grünlich schimmert. Die Bezeichnung Star hat nichts mit dem gleichnamigen Vogel zu tun, sondern leitet sich vom Wort starren ab, einer Art zu sehen, die für das unbehandelte Glaukom typisch ist.

Der Augeninnendruck erhöht sich, wenn das Kammerwasser in der vorderen und hinteren Augenkammer vor der Linse nicht ausreichend abfließt. Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss. Ein normaler Augeninnendruck liegt zwischen 15 und 22 mmHg. Er ist morgens am höchsten und nimmt im Tagesverlauf allmählich ab. In der Regel schwankt er nicht mehr als um etwa 4 mmHg. Steigt er über 22 mmHg, wird auf die hintere Wand des Auges, wo der aus dem Gehirn kommende Sehnerv einmündet, ein zu hoher Druck ausgeübt, der die Nervenzellen des Sehnerven schädigt, was unbehandelt zur Erblindung führt. Das Glaukom ist die zweithäufigste Erblindungsursache in der westlichen Welt.

Man schätzt, dass in Deutschland etwa ein bis zwei Prozent der Menschen an einem Grünen Star leiden oder zumindest stark gefährdet sind.

 

Grüner Star: Ursachen

Erhöhte Risikofaktoren für die Entwicklung eines Grünen Stars sind ein Alter über 65 Jahre, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z. B. niedriger Blutdruck, Kurzsichtigkeit, schwere Entzündungen am Auge, ein gehäuftes Auftreten in der Familie oder länger dauernde Kortisonbehandlungen („Kortisonglaukom“). Daneben gibt es ein primäres angeborenes Glaukom, das sich mit auffällig großen Augen bei Säuglingen bemerkbar macht und sofort operativ behandelt werden muss.

Ein akutes Glaukom entwickelt sich innerhalb weniger Stunden und kann bei entsprechender Veranlagung durch Wetterwechsel, Unfall, Schocksituationen, Migräneattacken oder Belastungen des Vegetativen Nervensystems ausgelöst werden.

Grüner Star: Symptome

Beim akuten Glaukom wird der Augapfel innerhalb kurzer Zeit steinhart und rot, die Pupille reagiert kaum noch auf Licht, die Lider sind aufgequollen, das Auge tränt und reagiert mit einem dumpfen Druckgefühl. Es kommt zu stärksten Schmerzen im Auge, die in den Verlauf der Trigeminusäste und in den ganzen Körper ausstrahlen können, ferner zu Übelkeit und Erbrechen, deutlich herabgesetztem Sehvermögen und einer entrundeten, erweiterten und lichtstarren Pupille. Ein akutes Glaukom ist ein medizinischer Notfall und gehört sofort in die Klinik bzw. zum nächsten Augenarzt.

Das chronische Glaukom kann dagegen lange Zeit relativ unauffällig verlaufen. Verdachtssymptome sind Einengungen des Sehfeldes bzw. das Sehen farbiger Ringe oder Höfe um Lichtquellen herum. Weil sich das chronische bzw. Altersglaukom sehr schleichend entwickelt, sollte man ab dem 40. Lebensjahr alle drei Jahre beim Augenarzt den Augeninnendruck prüfen lassen. So lassen sich Spätschäden frühzeitig verhindern. Den Kammerwasserdruck kann der Arzt mit entsprechenden Augentropfen reduzieren. Für die Behandlung fortgeschrittener Glaukomformen gibt es eine unkomplizierte Operation, bei der unter örtlicher Betäubung für das Kammerwasser ein künstlicher Abfluss geschaffen wird.

Grüner Star: Seelische Gründe?

Bis heute weiß man nicht genau, wie der Augeninnendruck eigentlich geregelt wird und warum es in diesem Bereich überhaupt zu teilweise starken Druckschwankungen bis hin zu einem gefährlichen Überdruck kommt. Deshalb vermutet die Psychosomatische Medizin einen starken Einfluss seelischer Faktoren. Studien haben ergeben, dass sich im Kammerwasser zahlreiche Neurotransmitter befinden. Das Auge ist letztlich eine Verlängerung des Gehirns. Es ist in das nervale System eingebunden und reagiert sensibel auf Nervenreize. So hat man herausgefunden, dass die Reizung des Dienzephalon, einer Schaltstelle im Gehirn für emotionale Empfindungen, zu einer Steigerung des Augeninnendrucks führen kann.

Bereits in den 1920er und 1930er Jahren wurden Zusammenhänge zwischen Grünem Star und der psychischen Situation beschrieben. Bei vielen Glaukom-Patienten konnten erhöhte psychische Belastungen und eine Neigung zur Depressivität nachgewiesen werden. Betroffene können zudem bestätigen, dass ein akuter Glaukomanfall fast immer in Situationen entsteht, die mit starkem Stress verbunden sind. Unter psychischer Belastung werden Sympathikus und Parasympathikus gleichzeitig aktiviert. Dadurch werden der Muskel, der die Pupille erweitert, als auch der Muskel, der sie zusammenzieht, gleichzeitig aktiviert. Dann entsteht ein erhöhter Abflusswiderstand von der Hinterkammer in die Vorderkammer des Auges und die normale Kammerwasserzirkulation ist behindert. Das kann bei entsprechend anfälligen Patienten einen akuten Glaukomanfall auslösen. Da diese gleichzeitige Aktivierung von Sympathikus und Parasympathikus auch bei nächtlichen Albträumen vorkommt, treten akute Glaukomanfälle häufig in der zweiten Nachthälfte auf.

Augen stehen symbolisch für die Themen Durchblick, Einblick und Einsicht, die schon rein sprachlich das Moment des Sehens in sich tragen. Wenn die Sicht unter großen Druck gerät, ist beim Glaukom ein „Austauschproblem“ dafür verantwortlich: Es wird zuviel produziert und zu wenig fließt ab. Der Körper übernimmt sozusagen eine Stellvertreterfunktion für die seelische Situation. Auch im Seelischen gelingt möglicherweise der Austausch nicht so, dass die emotionale Bilanz ausgeglichen ist. Jemand gibt z. B. in Beziehungen oder berufliche Aufgaben zuviel Energie hinein, ohne dass diese wirklich zur Gänze einfließen kann oder am Ende durch Anerkennung und Bezahlung entsprechend ausgeglichen wird. Es entsteht ein psychischer Überdruck – manchmal auch ein Druck nicht geweinter Tränen. Der starre Blick des Glaukompatienten kann körpersprachlicher Ausdruck einer Wahrnehmung sein, die von zu vielen seelischen Scheuklappen eingeengt wird. Es fehlt im übertragenen Sinne der Weitblick. Die Sicht auf die Welt gerät unter Druck bis hin zum teilweisen Gesichtsfeldausfall oder – im schlimmsten Fall – zur Erblindung. Dann ist „Sehenlernen“ im übertragenen Sinne wichtig: Was habe ich in die Außenbereiche meiner Wahrnehmung geschoben, vielleicht verdrängt? Was ist in meinem Leben so schmerzlich, dass ich es nicht anschauen und mich damit auseinandersetzen will?

Grüner Star: Praktische Tipps zur Begleitbehandlung neben der augenärztlichen Therapie

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©  Margret Rupprecht

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