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Zähneknirschen

Sie sehen ein Gebiss.

„Zähne – man leidet, wenn man sie bekommt, wenn man sie hat und wenn man sie verliert“, sagt ein Sprichwort. Während viele Erwachsene nur gelegentlich Zahnprobleme haben, sind Betroffene von Zähneknirschen (Bruxismus) oft dauerhaft belastet. Diese unbewusste Angewohnheit, die meist im Schlaf auftritt, kann zu Kiefergelenksproblemen, Zahnschmerzen und Muskelverspannungen führen – auch ohne Karies oder Parodontitis.

Bruxismus, der aus dem Griechischen bryko („zerbeißen, aufreiben“) stammt, zählt zu den sogenannten Parafunktionendes Kausystems. Darunter versteht man übermäßige oder fehlgeleitete Kaubewegungen, die keinen funktionellen Zweck haben. Neben nächtlichem Zähneknirschen gehören auch Kieferpressen, unbewusstes Kauen auf Lippen oder Wangen sowie Kauen auf Fremdobjekten zu diesen Fehlfunktionen. Eine anhaltende Überlastung der Kiefermuskulatur kann langfristig Kiefergelenksdysfunktionen (CMD), Kopfschmerzen und Zahnabrieb verursachen. Die Ursachen reichen von Stress und psychischer Anspannung bis hin zu Fehlstellungen der Zähne oder Kiefergelenke.

Beim Bruxismus werden die Zähne mit einem Kaudruck aufeinander gepresst, der oft zehn mal so stark ist wie der natürliche Pressdruck beim Zerkleinern von Nahrungsmitteln. Zahnsubstanz, Zahnhalteapparat, Kaumuskulatur und Kiefergelenk werden dadurch erheblich überlastet und häufig irreparabel geschädigt. Es entstehen Schlifffacetten an den Zähnen, Verspannungen der Gesichtsmuskulatur, Funktionsstörungen und Schmerzen im Kiefergelenk (Knacken bei der Mundöffnung), aber auch Kopfschmerzen und Tinnitus. Ursache ist die ständige Druckschädigung der Ausläufer des großen Gesichtsnerven Nervus trigeminus.

Für unbewusstes Zähneknirschen gibt es zwei Ursachen. Die erste ist mechanischer Natur: Wird eine Füllung oder eine Krone vom Zahnarzt nicht haargenau der vorherigen Bisshöhe angepasst, reichen schon Abweichungen von 0,01 mm, dass der Patient anschließend in der Nacht die entstandene Zahnerhöhung abschleift. Er zermahlt sie so lange, bis der ursprüngliche Aufbiss wieder erreicht ist. In Versuchsreihen ließ sich beobachten, dass dieses Abreiben mit verkürzten Tiefschlafphasen, einer erhöhten Adrenalinausschüttung und einem erhöhten Muskeltonus in der Kaumuskulatur einhergeht. Der zweite und weitaus häufigere Grund für nächtliches Zähneknirschen sind seelische Überlastungssituationen.

Frauen sind besonders häufig betroffen, denn 85 % der Bruxismus-Patienten sind weiblich. Nicht selten ist Stress aus der Doppelbelastung von Beruf und Familie die Ursache für weibliches Zähneknirschen. Auch neigen Frauen wesentlich stärker als Männer dazu, bei Konflikten eher in die Defensive statt in die Offensive zu gehen. Sie signalisieren oft zu spät, dass ihnen manches seit langem schlichtweg zu viel geworden ist.

Über das Kiefergelenk und die ständig verspannten Kaumuskeln werden bei manchen Patienten muskuläre Dysbalancen im Bereich der Halswirbelsäule ausgelöst. Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen oder Tinnitus können die Folge sein. Die Medizin bezeichnet dieses Beschwerdebild als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD).

Zähneknirschen: Praktische Tipps zur Selbstbehandlung

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Zähneknirschen: Seelische Ursachen

Der Volksmund kennt Redewendungen wie Zähne zeigen, sich durchbeißen, Biss haben oder verbissen sein. Sie zeigen den engen Zusammenhang zwischen Mundraum und psychischem Befinden. Bei Raubtieren ist gut zu beobachten, dass Zähne nicht nur Mahlwerkzeuge sind, sondern auch als Waffen eingesetzt werden. In der Psychosomatik stehen Zähne für das Thema Aggression. Menschen, die nachts zum Zähneknirschen neigen, sind oft sehr liebenswert und haben eine harmonische Wesensart. Es fällt ihnen schwer, Konflikte wahrzunehmen und offensiv anzugehen. Wenn es ihnen mit bestimmten Lebensumständen nicht gut geht, schlucken sie die daraus resultierenden psychischen Belastungen herunter und ertragen sie zähneknirschend, anstatt die Probleme aktiv anzusprechen und ihren Mitmenschen zuzumuten, sich mit dem belastenden Konflikt auseinanderzusetzen.

Der Volksmund pflegt oft zu sagen, dass sich jemand „an einem Problem die Zähne ausbeißt“. Was tagsüber emotional nicht verdaut werden kann, daran wird eben auch in der Nacht weiter gekaut. Betroffene Patienten haben für sich noch keinen Weg gefunden, mit intensiven Gefühlen von Angst, Aggression, Frustration oder persönlicher Überforderung umzugehen. Sie wissen nicht, wie sie diese Gefühle auflösen und ausgleichen können. Tag für Tag befinden sie sich unter Anspannung, die sie über das Knirschen kompensieren.

Wird die psychische Fehlverarbeitung nicht behandelt, können Zähne zur Hälfte und mehr heruntergeschliffen werden. Manche Patienten ruinieren sich ihr Gebiss, weil es ihnen über Jahre nicht gelingt, ihre inneren Spannungen anders als über die Zähne abzubauen. Denn während des Schlafens hat das Bewusstsein keinerlei Kontrolle über die Reflexaktivität des Kauorgans.

Die Basistherapie des Zähneknirschens beginnt daher bei Fragen wie: Was belastet mich? Was würde ich gerne ändern? Wie kann ich meiner Familie oder meinen Kollegen verständlich machen, was mich bedrückt und was zu viel für mich ist? Wer seine Belastungen auszusprechen lernt, kann die Erfahrung machen, dass er Verständnis und Hilfe erfährt. Das reduziert psychische Spannungen und damit auch die Neigung zum nächtlichen Zähneknirschen.

© Margret Rupprecht

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